Abenteuer am Hindukusch 
 Über Unterschiede
Die archaischen Kämpfer der KSK verzeichnen keine Toten. Und ganz bestimmt nicht "Gefallene"
Nein, es ist nicht das Gleiche, ob man die Ausstattung deutscher Ministerien mit Sanitärbedarf verwaltet oder Streetworker oder Streifenpolizist ist. Nicht, daß wir dem Außenministerium das Toilettenpapier mißgönnen und es als unwichtig erachten wollten. Ganz im Gegenteil angesichts der zu beseitigenden und zu säubernden Mengen an S. bzw. A.

Worum es sich dreht, ist, ob man bei der ISAF oder bei der KSK Dienst tut. Beides scheint wichtig zu sein für den Ausbruch der Demokratie in ..., äh, in Afghanistan. Aber bei der ISAF ist das Leben und Sterben anders als bei der KSK. Bei der Isaf wird man nur verletzt. Oder wenn man stirbt, dann bei Verkehrsunfällen, stümperhafter Waffenvernichtung, an Herzinfarkten und was sonst jungen Soldaten so zustßen kann. Beim waffenreinigen kann schon mal eine Kugel im Kopf stecken bleiben, und der Autoverkehr in Kabul ist bei 180 km/h wirklich mörderisch. Dennoch immer ein Heldentod für die afghanische Frauenbefreiung. So lau geht es bei der ISAF zu, Brigadegeneral Spindler erzählte es dem Auto dieser Zeilen direkt: da werden Dächer gedeckt und Drogenhändler verhaftet. Leider dennoch bisher mindestens 18 Tote, durch o.a. ursachen.

Ganz anders ist es bei der KSk, der kämpfenden Truppe. Die Jungs halten dermaßen die Freiheit an oder auf, sind sowas von geschützt, tough und haben keine Gegner, keine Verkehrsunfälle und die Herklappen sind okay: NULL Tote, nicht mal Verletzte. Wir wissen nicht einmal, wieviele Leichen auf der Gegenseite gemacht wurden. Fit wie Turnschuhe scheinen die Leute zu sein : nicht in Kämpfe, sondern in  verschärften Frühsport verwickelt zu sein.

Nach einigen Jahren des 2. Weltkriegs nahm die Zahl der Todesanzeigen in deutschen Zeitungen umgekehrt proportional zu den Frontbegradigungen ab. Der Endsieg verträgt keine schlechten Nachrichten. Vorwärts, KSK, macht sie fertig ! Oder trainiert für Olympia. Oder sichert die Opiumversorgung deutscher Palliativstationen ! Was Ihr macht ist gut, gerecht, gesund. Da sollte sich die ISAF mal 1 Beispiel dran nehmen. Lauen Lenz und dennoch sterben - da schämt man sich doch als echter archaischer Kämpfer.

Was soll nur auf den Kriegerehrenmalen der Zukunft stehen ?
"Hier liegt N.N., er erlitt einen heldenhaften Verkehrsunfall in Kabul ?"
oder
" Im ehrenden Angedenken an N.N., der Deutschland am Hindukusch verteidigte. Seine Einheit verteidigte sich gegen Dünnschiß. Der Magen-Darmtrakt von N.N. schaffte es nicht."


Bilder aus Afghanistan
Das deutsche "Feldlazarett", liebe Leser, liegt etwa 10 km außerhalb Kabuls. Es besteht aus Containern, die miteinander durch Zeltgänge verbunden sind, und hat etwa die Qualität eines deutschen Kreiskrankenhauses. Die Natur der Sache bringt es mit sich , daß zwar auch afghanische Zivilisten hier behandelt werden - aber wer kommt schon so weit vor die Stadt ? Otto Normalverbraucher wohl kaum. Insbesondere kommt, so ist es anzunehmen, auch keine Frau für eine simple Geburt hierhin. und erst recht nicht aus den Südprovinzen, z.B. aus Jalalabad. Das  ist dort, wo noch gekämpft wird und wo US- Soldaten mit Uranmunition schießen. Die Folgen sind dabei dann an den geborenen Kindern abzusehen - nur sieht das ein deutscher Militärarzt wohl nie. Und fühlt sich als guter Mensch für eine gute Sache. Den Link zum Artikel zu diesem Nebenaspekt der afghanischen Frauenbefreiung habe ich bewußt klein unter das Wort "gen" gelegt, damit niemand aus Versehen darauf klickt. Denn diese fürchterlichen Bilder springen einen sofort an. Nochmals: unsere KSK-Leute sind an diesen Verbrechen beteiligt. Damit auch Sie und ich als Steuerzahler und Souverän. Tagtäglich. was tun Sie dagegen ? Sagen Sie "jaja, das ist schon schlimm" ? Oder:  wie sehen Sie die Verantwortung derjenigen, die zusahen, als Juden nach Auschwitz in Waggons verfrachtet wurden ? In einer Diktatur. 

Der Text ist auch interessant wegen der US-Verlustzahlen (evtl. geschönt durch Gefriercontainer auf Schiffen im Golf, das ist nicht sauber recherchiert) und wegen des Schmankerl- Zitats: Cheney sagt:
"So we've never made the case, or argued the case that somehow Osama bin Laden [sic] was directly involved in 9/11." Gesagt hat er es so - aber es liegt ein -später- korrigierter Versprecher vor. 


Auszug aus der Frankfurter Allgemeinen, 17.6.2004: 
Parteiübergreifend Zweifel an Kundus-Einsatz 
...
"Der Aufbau verzögert sich allerdings, weil die Niederlande, deren Streitkräfte am Aufbau des Stützpunktes (PRT - Provincial Reconstruction Team genannt) teilnehmen sollten, diese Entscheidung korrigiert haben. Derzeit sucht die Bundes
regierung nach einem anderen Partner. ..... Kolbow überraschte die Abgeordneten mit der Mitteilung, der An- schlag sei vermutlich von Anhängern des ehemaligen Ministerpräsidenten Hekmatyar ausgeübt worden, der die Zentral- regierung Karzai bekämpft und bisher im Raum um Kundus keine eigenen Kräfte unterhielt - soweit dies bekannt war. ...Arnold stellte die Frage nach der Wirksamkeit des Einsatzes. Der Abgeordnete Nachtwei (Grüne) sprach sich entschieden für die Fortsetzung des Einsatzes aus, während Noiting (FDP) Fragen nach den Sicherheitsmaßnahmen und danach stellte, was gegen den Drogenan- bau geschehe. ... Dabei wurden die Parlamentarier vom Auswärtigen Amt darüber informiert, daß sich der Drogenanbau in Afghanistan alarmierend entwickle - vor allem aber, daß das Konzept der Bekämpfung des Drogenanbaus gescheitert sei. England (das im Rahmen der Aufgabenteilung der in Afghanistan engagierten Staaten die Leitfunktion für die Drogenbekämpfung übernommen hatte) habe die Drogenbekämp- fung inzwischen eingestellt, nachdem sei- ne bisherigen Einsätze, insbesondere die Zerstörung von Mohnfeldern und von Ver- arbeitungsanlagen, keinerlei spürbare Wir- kung gehabt hätten. Das britische Team, das mit den in Kundus stationierten Soldaten der Bundeswehr hätte zusammenarbeiten sollen, sei erst gar nicht gekommen. Inzwischen würden 80 Prozent des in Europa konsumierten Heroins in Afghanistan erzeugt. .... Dabei wurde auf einen Artikel der ”Neuen Züricher Zeitung" verwiesen, der über einen entsprechenden ”deal" der Amerikaner mit ”warlords" berichtete. Angesichts dieses Lagebildes, das den Abgeordneten von der Union vermittelt wurde, kamen sie einvernehmlich zu der Beurteilung, der Bundeswehreinsatz in Afghanistan mache sachlich keinen Sinn. Zugleich wurde ohne Umschweife ausgesprochen, daß man aus bündnispolitischen Erwägungen gegenüber Amerika und als Ausgleich für die Verweigerung, sich im Irak zu beteiligen, in Afghanistan bleiben müsse."

Also: der angebliche Zweck wird nicht erreicht, alles sinnlos, die Briten verdrücken sich, die Holländer kommen gar nicht erst, aber für die Amis macht man es - die jedoch selbst deals mit den warlords schließen. Leute, stellt die Särge bereit !

Und heute, am 18., verdeutlicht die FAZ, wie das AA unter Leitung des Herrn Fischer, Joseph Martin, alias "Joschka", arbeitet: 
Bundeswehr: Konzept in Kundus ohne Alternative 
(Schon wieder etwas ohne Alternative ... :-) Auszüge:)

"Auf einen Bericht dieser Zeitung über die Probleme des Bundeswehreinsatzes in Kundus hin hat das Auswärtige Amt der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mitgeteilt, es werde ihr keine weiteren vertraulichen Informationen zukommen lassen. ... der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion nannte die von dieser Zeitung verbreitete Darstellung des Verlaufs der internen Sitzung ”falsch" und in ”keiner Weise durch irgendeine Äußerung gedeckt". Diese Behauptung wurde von Teilnehmern der Sitzung gegenüber dieser Zeitung als unzutreffend bezeichnet. .... Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Schneiderhan, äußerte, das PRT-Konzept sei ”ohne Alternative". Der Bundeswehr sei bewußt, daß ihr Einsatz in Afghanistan nicht ohne Risiko sei. Sie werde ihn weiter mit Umsicht ausführen. ...."

Eine einfache Frage der Aussagenlogik: entweder wahr oder falsch: wenn wahr, lügt Pflüger, wenn falsch, sind es keine schützenswerten vertraulichen Informationen. Gehen wir also getrost davon aus, dass die rotzgrüne Regierung kalt erwischt wurde und nun einen sinnlosen, verbrecherischen Einsatz unter immer weiter wachsender Geheimhaltung, aber "mit Umsicht" durchführen läßt - bis es rummst. Die Bundeswehr wurde zur Verteidigung der Bundesrepublik gegründet, so steht es im GG. Keinesfalls sind die Bundis dazu da, ihren Arsch hinzuhalten und auf den rotzgrünen Schleimspuren ihrer "bündnispolitischen Erwägungen" mitzurutschen. Wenn die Einschläge immer dichter kommen, ist es eine Frage der Zeit, bis sich die ersten ihrer Rechte im Soldatengesetz erinnern. Besser wäre es, würden sie diese Rechte als PFLICHT erkennen : an Verbrechen nicht teilzunehmen.


Der afghanische Rebellenführer Hekmatjar hat zu einem Volksaufstand gegen die nicht zuletzt von Deutschland gestellten internationalen Truppen in seinem Land aufgerufen. 
In einer Erklärung, die auch der Nachrichtenagentur AP zuging, verweist Hekmatjar auf die Kämpfe im Irak. Die Afghanen sollten versuchen noch vor den Irakern die Souveränität wieder zu erlangen. Hekmatjar, ein ehemaliger Ministerpräsident und Führer des Widerstands gegen die sowjetischen Besatzer, ist inzwischen einer der Hauptgegener der Regierung von Präsident Karsai. Die Lage in Afghanistan wird von Beobachtern als zunehmende instabil beschrieben. Vor einigen Tagen hatten Kämpfer des usbekischen Rebellenführers Dostum die nördliche Provinzhauptstadt Maymana vorübergehend eingenommen. In der Region halten die Gefechte an. (Deutschlandfunk, Nachrichten 12.4.2004.9.00h)
Quod erat expectandum ...
Mehr über Gulbuddin findet man u.a.  hier . Aber auch bei der Friedrich-Ebert-Stiftung kann man nachfragen.  Die Nachhaltigkeit der dort verabreichten Politschulungen scheint tendenziell nachzulassen. Was bei Mario Soares noch wirkte, versagt z.B. gegenüber den materiellen Argumenten, wie sie Panzer-Dostum immer mal wieder  gerne auffährt.
Zufälle gibts ! Da sichert die Bundeswehr im Kosovo die "Kriminalitätszentrale Europas"
,in Afghanistan (der Drogenanbauzentrale der Welt) sichert die Bundeswehr mit ihren Feldhütern, äh -webeln die Opiumernte, und für geordneten und gesicherte Transporte sorgt die deutsche Botschaft in Kiew mit ihren grenzenlos großzügigen Visaerteilung. Was natürlich alles ein Mißverständnis ist. Es ist alles ganz anders: es handelt sich wie beim 11.9. um Pleiten, Pech und Pannen ! Im Kosovo und Afghanistan schreitet der Aufbau demokratischer Strukturen, wenn auch ohne Parteien, voran, und als Regierung eines weltoffenen Landes ist es den edlen rotgrünen Humanisten in Berlin ein Herzensbedürfnis, über Kiew Hunderttausende freundlicher Handlungsreisender nach Europa einzulassen. Gelegentlich zünden die Bomben, dann werfen mal wieder wir welche, dann mal wieder die - so kommt Bewegung ins Spiel und es gleicht sich alles aus. Oder?

Durch die Kopplung des Preises für Rohopium an den des Rohöls, das wiederum in Dollar abgerechnet wird, ergibt sich bei einem hohen Euro ein tendenzielles Fallen der Profitrate im Opiumhandel. Müßte da nicht mal der IWF einschreiten und den Rohopiumpreis mittels Deregulierung des Marktes durch Freigabe des Kaufs von Anbauflächen durch Investoren wie Unilever oder ALDI stabilisieren? Fischers Besuch im Kaukasus dient vielleicht schon ersten Vorverträgen in diese Richtung? Die Deutsche Bank ist gewiß an der Finanzierung interessiert - bei soliden Hermesbürgschaften natürlich.
Bei Ausfall Kompensation durch Erhöhung der Tabaksteuern. Wir sollten das alles mal bei Sabine Christiansen durchdiskutieren lassen. Oder wo lassen Sie denken?

Wie glaubwürdig wirkt die Regierung eines Landes bei der Verurteilung von Staatsterrorismus (z.B. dem Mord an mutmaßlichen, jedoch nicht verurteilten Terroristen samt der ihn umgebenden Menschen), wenn sie unterstützt bzw. zuläßt, daß sich trotz Protest, Hinweisen, Bitten usw. der betreffenden Länder

- sich chinesische Terroristen in München treffen
tschetschenische Terrorprominenz sich mit Weiskirchen, hochrangigen Vertretern des AA, Heinrich-Böll-Stiftung etc treffen
- 2002 in Dresden tschetschenischen Terroristen aus Dresden heraus den Anschlag auf das Moskauer Musical-Theater vorbereiteten
- 2001/2000 mutmaßliche Terroristen wie Binalshib, Al-Midhar ein- und ausreisen und hier Sündenböcke für den 11.9. rekrutieren
- 1998/1999 UCK-Terroristen Geld sammeln, Waffen bestellen und die Operationen in Jugoslawien vorbereiten

Und der Terroristenanwalt Schily, der nun so sehr gegen Terrorismus steht, aber das BKA an die Kandare legte, sagt: "Wenn wir aber sagen, dass es im Extremfall zulässig ist, hochgefährliche Angreifer sogar zu töten, dann ist es nur konsequent, schon im Vorfeld deren Bewegungsfreiheit einzuschränken."

Es handelt sich um ein- und dieselbe Regierung in der Tradition ("Kontinuität der Außenpolitik") vieler Vorgängerregierungen - da kann man sicher mehr als 60 Jahre zurückblicken. Es ist aber die heutige Regierung, um die es geht, die in "uneingeschränkter Solidarität" mit den USA zusammen Völkerrecht bricht, nicht protestiert 2002 bei der Ermordung von "Terroristen" in Jemen seitens des liebsten Bündnispartners und auch nicht die "Wertegemeinschaft" aufkündigt bei Bushs "dead or alive" gegenüber ObL oder letztens gegenüber Muktada al-Sadr.

Recht ist unteilbar, Völkerrecht, Menschenrecht. jedes Recht. Sonst ist es keins.

Diese Regierung, die manchmal sogar die Warlords eines Landes auf den Petersberg einlädt, sie dann "Stammesfürsten" oder "Minister" nennt und daraufhin deren Opiumfelder bewacht, diese Regierung ist selbst mitschuldig am Tod von Tausenden unschuldiger Zivilisten in Jugoslawien, Afghanistan, Irak.

Ein jeder anständige mutmaßliche Kriegsverbrecher wird eine Rüge von solchen Leuten freundlich lächelnd entgegennehmen, höflich versichern, man werde sich des Problems annehmen - und weitermachen. ("Von solchen Leuten laß ich mir doch nichts sagen")

Jeder Deutsche, der derzeit Stammtischparolen ablästert, sollte sich an die eigene Nase fassen und sich fragen, warum er eine solche Regierung hat und worin seine eigene höchstpersönliche Verantwortung besteht. Bevor er Gush-Shalom fragt, womit die Israelis ihren Sharon verdient haben. Oder die Amis ihren Bush.


"Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Ex-Warlords, die heute Gouverneure und Polizeichefs sind, für jede Lieferung durch ihr Gebiet eine Abgabe verlangen. ... Die Bundesregierung wird also gute Gründe haben, warum sie es bisher immer abgelehnt hat, die deutschen Soldaten in Kundus im Anti-Drogen-Kampf einzusetzen."  Tagesspiegel, 24.2.2004

02.02.2004-   Frankfurter Allgemeine 

Nebel in Kundus 
Die Bundeswehr richtet sich auf Dauer ein, der Auftrag bleibt unklar

Von Karl Feldmeyer 

KUNDUS, 1. Februar. Kundus liegt jenseits der Welt, in der die Technik die Zeit planbar macht. Das war die erste Entdeckung, die Verteidigungsminister Struck und seine Begleiter machten, als sie sich am Wochenende zu einem Besuch bei den 250 Soldaten der Bundeswehr aufmachten, von denen die ersten am 24. Oktober vorigen Jahres in der nordostafghanischen Stadt eintrafen, um dort einen Stützpunkt aufzubauen. Mit der Landung mußte so lange gewartet werden, bis der Bodennebel sich verzogen hatte. Der erste Blick auf das Flugfeld wird von einem aus dem Boden ragenden Leitwerk angezogen und bezeugt die blutige Vergangenheit. Danach kommen die Wracks von Lastwagen sowjetischer Bauart in den Blick und drei riesige sowjetische Mi-Transporthubschrauber. Ihre mächtigen Rotoren hängen wie welkes

Laub nach unten. Geflogen sind sie nicht mehr, seit sie die sowjetischen Streitkräfte bei ihrem Abzug aus Afghanistan 1989 zurückließen. So wurden sie zur Erinnerung an den gescheiterten Versuch, das Land durch eine militärische Intervention von außen zu befrieden und unter Kontrolle zu bekommen. Es war nicht der erste. Die Briten hatten sich zuvor schon zweimal bei ähnlichen Unternehmen ein Jahrhundert zuvor blutige Nasen geholt. Rund um das Flugfeld stehen die Reste von Ruinen. Nur der Tower ist in einem leuchtenden Türkisblau frisch gestrichen. Vom einstigen Flughafen, den die Sowjets, wie der begleitende Presseoffizier der Bundeswehr berichtet, mit intakter technischer Ausrüstung zurückließen, ist nur noch die Landebahn geblieben. Sie ist in so schlechtem Zustand, daß nur ein Flugzeug wie die Transall, die ohne befestigtes Rollfeld auskommt, dort starten und landen kann - und auch das nur dann, wenn die Sichtverhältnisse es zulassen, denn nach dem Abzug der Sowjets ist weder von der Befeuerung des Platzes noch von einer Radar- und Sprechfunk- ausrüstung, so wie sie jeder Flughafen besitzt, etwas übriggeblieben. In einem hochbeinigen Bus geht es an Trümmern vorbei in Richtung Kundus. Der Weg ist gesäumt von bewaffneten Gestalten, teils in uniformähnliche Bekleidung, teils in ein Europäern abenteuerlich anmutendes Zivil mit runder Kappe gewandet. Die meisten von ihnen haben die Standardwaffe der Dritten Welt umgehängt, das sowjetische Sturmgewehr AK 47. Es sind die Männer des VI. Korps, dessen Befehlshaber Daud in Kundus residiert. Der Begriff Korps ist jedoch ebenso irreführend wie die Bezeichnung von Daud als General.

Der Verband, den er führt, hat eine viel geringere Stärke als ein ”Korps" - Angaben schwanken zwischen 4000 und 13000 Mann. Der Verband folgt dem Befehl von Daud, einem Mann in den Dreißigern. In Kundus ist Fahim Khan nach allgemeinem Urteil die oberste Instanz, doch wird er in der Regel durch Daud vertreten. Fahim Khan befindet sich zumeist in Kabul - und das ist mindestens sechs Autostunden entfernt. Dort regiert er als stellvertretender Präsident und Verteidigungsminister der Zentralregierung. Daraus zu schließen, daß das VI. Korps ein Verband der Zentralregierung sei, verkennt die afghanische Wirklichkeit. Es ist die Privatarmee von Fahim Khan, denn Verteidigungsminister ist er nur in Kabul; in Kundus und den es umgebenden Provinzen ist er auf eigene Rechnung tätig. Darüber, wovon er seine Privatarmee bezahlt, wird nicht viel gesprochen. Von Rauschgift- produktion und -handel hätten sie noch nichts gesehen, versichern die seit November in Kundus präsenten deutschen Offiziere. Der Bereich, den Fahim Khan kontrolliert, ist der drittgrößte Produktionsbereich für Schlafmohn. Im vergangenen Jahr wurde der Anbau ausgedehnt und eine Rekordernte eingebracht, wie man in einschlägigen Veröffentlichungen nachlesen kann. Um aus Schlafmohn Heroin zu machen und aus Heroin Geld, braucht man nicht nur Labors, sondern auch gesicherte Transportmöglichkeiten bis zur Grenze ans benachbarte Tadschikistan, wo andere die Ware übernehmen. Einen ersten Schlag gegen den Rauschgifthandel unternahmen britische Soldaten mit amerikanischer Luftunterstützung in der Nähe von Kundus, wo sie Labors und Rauschgiftvorräte vernichteten. Was das für die Sicherheit der Bundeswehr in Kundus (die am Vorabend informiert wurde) bedeutet, dürfte sich spätestens dann erweisen, wenn es nicht bei einer einmaligen Aktion bleiben sollte. Der Weg mit dem Bus nach Kundus ist beschwerlich. Der Regen, der in den letzten drei Tagen gefallen ist, kommt nicht nur den fruchtbaren Feldern zustatten, die schon im frischen Grün des Vorfrühlings leuchten. Er hat auch die Schlaglöcher gefüllt. Für die meisten Benutzer ist das unproblematisch. Sie reiten auf Eseln oder rollen auf Eselskarren, deren hohe Speichenräder und deren Geschwindigkeit mit jedem Straßenzustand problemlos fertig werden. Nach einigen Kilometern ist das erste Zeugnis deutsch-afghanischer Zusammenarbeit erreicht, ein aus Holz zusammengezimmertes ”Stadttor", geschmückt mit Girlanden und Fahnen. Am Rande der Route stehen Kinder und Männer jeden Alters, orientalisch gewandet, und schauen sich den Einzug an. Die Gehöfte links und rechts der Straße bilden eine Aneinanderreihung von Forts, geschützt von mehr als zwei Meter hohen Mauern aus Ziegeln. Das erdbraune Einerlei wird von einem Betonbau unterbrochen. Es ist das von den Amerikanern errichtete Krankenhaus, das derzeit mit österreichischer Hilfe fertiggestellt wird. Kundus habe mehr als hunderttausend Einwohner, heißt es. Eine Stadt erkennt man jedoch nicht. Es ist eine Ansammlung von archaischen Gehöften. Sie bilden ein Monument der Abgrenzung aller von allen. Am südlichen Rand von Kundus hat die Bundeswehr Quartier bezogen. Sie übernahm das Areal, in dem zuvor die Amerikaner ihr PRT - ”Provincial Reconstruction Team" - untergebracht hatten. Es umfaßte vierzig Mann. Für die 250 Soldaten der Bundeswehr ist es trotz der Verdopplung der Fläche auf fünf Hektar zu klein. Der Neubau eines neuen Quartiers auf einer Hochfläche am Rande der Stadt ist bereits beschlossen. Es soll über ein Gelände von 68 Hektar verteilt sein, bis zu 600 Mann - Soldaten und Zivilisten - beherbergen können und einen Hubschauberlandeplatz haben. Im Herbst soll alles fertig sein - also dann, wenn das am 23. Oktober für ein Jahr erteilte Madat des Bundestages endet. Die Kosten sollen zwölf Millionen Euro betragen. Dabei beschränkt sich das deutsche Kontingent nicht auf Kundus. In Talucan, etwa eineinhalb Autostunden entfernt, hat man schon eine Außenstelle eingerichtet, eine weitere ist geplant. Kommandeur des deutschen Kontingents ist seit einigen Tagen Oberst Baur. Er strahlt Optimismus aus und zeigt stolz, was unter seinem Vorgänger, Oberst Schiebold, in nur drei Monaten entstanden ist. Nicht nur das Camp wirkt - trotz aller Provisorien - wie eine Oase in der Wüste. Auch das, was Baur in seinem Lagevortrag berichten kann, spricht für das Engagement der Soldaten. In nur drei Monaten hat der Kommandeur des Kontingents zu mehr als 150 offiziellen und inoffiziellen Autoritäten der Region Kontakt aufgenommen. Die Partner seien ”begeistert", versichert er. Die Führungsschicht begrüße die Maßnahmen und bitte um ”Hilfe zur Selbsthilfe".

Die kann die Bundeswehr allerdings nur in ganz eng begrenztem Umfang geben, denn ihr sind die Hände gebunden. Anders als im Kosovo und in Bosnien ist ihr die zivil-militärische Zusammenarbeit - kurz ”cimic" genannt - untersagt worden. Obwohl sie sich auf dem Balkan bestens bewährt hat, bestand - so ist unterderhand zu erfahren - das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit darauf, daß alles, was wie Entwicklungshilfe aussieht, ihm, seinen Hilfsorganisationen und den ”NGOs vorbehalten bleibt.

Mit drei anderen Bundesministerien muß das Verteidigungsministerium zu- sammenwirken, dem Auswärtigen Amt, dem Innenministerium und dem Entwicklungshilfeministerium. Nur Kleinstprojekte, deren Kosten unterhalb von 2500 Euro liegen, sind der Bundeswehr gestattet. Brücken flicken, Brunnen wie- derherstellen nennt Baur als Beispiele. ”Das stärkt unsere Unterstützung und erhöht unsere Sicherheit", sagt er, als müsse er sich dafür rechtfertigen, daß er hilft. Während die Kooperation mit Auswärtigem Amt und Innenministerium problemlos zu sein scheint, knirscht es offenkundig im Verhältnis zum BMZ. Es hat als einzigen Repräsentanten Herrn Sahlmann, einen pensionierten Referatsleiter, nach Kundus geschickt. Er zeigt Distanz - und pocht darauf, daß sich die Bundeswehr ”auf staatssichernde Aufgaben" zu beschränken habe. Damit meint er, die Bundeswehr solle die Zentralregierung, die (wegen des Verhaltens ihres eigenen Vizepräsi- denten und Verteidigungsministers Fahim Khan) in der Region Kundus keinerlei Einfluß habe, zu ersetzen versuchen und der Mafia das Handwerk legen. Jede Begleitung, jeden direkten Schutz durch die Bundeswehr lehnt er strikt ab. ”Ein vertrauensbildender Dialog geht nicht unter Waffengewalt", sagt er. Er spricht nicht von ”militärischem Schutz", er sagt ”Waffengewalt".

(Dieser Artikel der FAZ konnte leider nicht verlinkt werden, seine Dokumentation dient somit hier der Dokumentation der pol-mil Lage in Kundus Feb.2004. Er sollte mit den Briefen Wimmers Pflichtlektüre für abstimmende Abgeordnete sein.) 



am deutschen Wesen soll die Welt genesen: alles eine Frage des Marktes - das afgh. Opium ist ja nicht für den US-Markt bestimmt
 # gefährlich sei es , sagt Struck der WamS. Oha.
# Struck von J. Scholz
 #e Sicherheitslage Kabul
Die Eunuchen des Herrn Struck
Die UN zieht sich teilweise zurück. Die Taliban erobern die Macht. Da gibt es Taliban- (nicht US -!) Straßensperren, und jeder Mann ohne Bart wird aus dem Auto geholt und verprügelt. Aber das war im Südosten.
"... der stärkste Mann Afghanistans, Verteidigungsminister Fahim, der ... gerade mit einem diskreten Versuch gescheitert ist, die Regierung Karsai zu stürzen."
So ganz nebenbei erfährt man in der ZEIT: da war ein unblutiger, aber eben auch erfolgloser Putschversuch. In Fahims Reich fahren jetzt unsere Bundis hinein und sollen Omas über die Straße helfen oder Erntehelfer spielen, bei der Opiumernte. Oder so. Dachdecken. Genau weiß man es nicht. Hauptsache, der Ablaßhandel mit Bush (bloß nicht in den Irak ! ) ist perfekt. Früher wurden die Männer zu Eunuchen gemacht, bevor sie in den Harems der Mächtigen zur Arbeit zugelassen wurden. Sex and Drugs and Rock`n Roll warteten damals und heute auf die pseudostarken Männer. Beim nächsten Putschversuch können sie ja fächeln, damit es nicht so heiß wird. Wenn "Eier oder Tod" die Alternativen sind. 
Der Ringelpietz mit Anfassen geht derweil weiter: "Das Problem sei, so ein UN-Mitarbeiter, für Dostum eine angemessene Position in Kabul zu finden, ohne die dortige Machtarithmetik völlig umzukrempeln." Panzer-Dostum wird schon etwas Nettes geboten worden sein. Was wie Entmachtung im Norden aussieht, könnte sich bald als Machterweiterung in Kabul darstellen. Peter Scholl-Latour bei Maischberger: in Vietnam konnten sich die Amis immerhin noch in Saigon frei bewegen und die Puffs besuchen. In Bagdad sind die Amis im Belagerungszustand.
(Abgesehen davon, dass die Zahl der Bordelle in Bagdad an weniger als einem Finger abzählbar sein dürfte ...)
# Willy Wimmer schreibt an Struck - über die Lage in Afghanistan (pdf)
 # und noch ein Brief Wimmers, der es in sich hat (ebenfalls pdf. Herr Wimmer war u.a. Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Vizepräsident des OSZE-Parlaments)# "Männer in Anzügen, die mir sagen, was ich zu tun habe, brauche ich nicht." - nana ! Die 450-Struck- Eunuchen werden ihn noch Anstand und das Fürchten lehren.

Im übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.
 # Was haben deutsche Soldaten in diesem Land zu suchen? (vgl. unsere Datensammlung zur Lage der afgh. Frauen)


Willy Wimmer im Deutschlandfunk, 11.10.03: "Die gehören alle auf die Couch!" (bezogen auf Struck & Co., die in vollem Wissen über die Lage in Afghanistan dort weitere Bundeswehraktivitäten ausbauen wollen.
 Wimmer im "freitag":  "Will dann die Bundesregierung sehenden Auges auch die Verantwortung für ein Guantanamo in Afghanistan übernehmen?" Über das Dackeln, Deckeln, Pest und Cholera, Bundis als Erntehelfer und einen großen Beschiß

# Geld für Kriegsabenteuer am Hindukusch ist da - aber nicht für deutsche Trümmerfrauen, die von ihrer eigenen Rente nun ihre Pflegeversicherung oder den Eintritt beim Arzt selbst bezahlen sollen.
Wem es noch nicht aufgefallen ist: in Afghanistan sind jetzt die Frauen gleichberechtigt, die Demokratie wurde eingeführt und der Fußpilz per Präsidialerlaß Karzais abgeschafft. So ein Krieg hat ja auch was Gutes, wir sollten das nicht mies machen. Deutsche Gleichstellungsbeauftragtinnen (Fischer Sturmbataillone) werden nun zwecks verschärfter Entwicklungshilfe in Hundertschaften humanitär eingreifen, Windräder installieren und Dosenmautr erheben  Wer "grün" bisher nur als Farbe des Islam ansah, weiß noch nicht, wie ökologischer Opiumanbau bei glücklichen Dostumkriegern in Freilandhaltung vonstatten geht..Bombig. Und die warlords mutierten über "Regionalbefehlshaber" zu "Stammesfürsten" und dann zu "Länderchefs" in der Föderalstruktur. So feinfühlig sind unsere Medien.

vgl. auch: 
XIX  Gegen Terror - der offene Griff zum Weltpolizistentum
Im übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.

(c) Andreas Hauß 27.Jan.2004, www.medienanalyse-international.de/index1.html