Über das Dackeln, Deckeln, Pest und Cholera, Bundis als Erntehelfer und einen großen Beschiß 
Am 18.9.2003 sproooch der Herr Struuuuuck in seiner loooongsooomen ausgeruhten Art mal wieder im DLF-Denkfrühsport gelassen aus, daß die Bundesregierung durchaus nicht beabsichtige, auch Bundeswehrsoldaten im Irak totschießen zu lassen: "...es hat schlicht etwas damit zu tun, dass wir an anderen Stellen in der Welt wirklich unseren Teil beitragen."  Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera, und das sagte Meister Struck leider nicht, hat man sich in Berlin für Cholera entschieden: Bundis nach Afghanistan.
Hauptsache, Bush ist wieder lieb mit uns.

...... (Schon am 17.1.2004: # BuWe verteidigt sich am Hindukusch - das Szenario, vor dem wir hier auf MAI warnten, wird wahr)

Nun dackelte unser Botschafter in Kabul los. Es liegt uns das Papier von ihm mit der Unterrichtung an den Innenausschuß vor. Der erste Satz lautet:
"Weisungsgemäß habe ich heute AM Abdullah aufgesucht."

Fein. Der hatte sogar Zeit für ihn, er weiß ja, was er seit Petersberg schuldig ist. Obwohl da in Kabul gerade Feiertag war (Jahrestag der Ermordung von Ahmed Shah Massoud) . Der "AM" ( ja so unbotmäßig geht es in solchen Papieren zu wenn es sich um einen souveränen Außenminister einer Kakaduregierung handelt) begrüßte dies und das. Richtig geil hat er die deutsche Bundesregierung gefunden. Klasse, echt, mehr Bundis zur Unterstützung der Zentralregierung. Heiße Kastanien läßt die Kabuler Karzaierei gerne den Bundis.

Der AM findet es in Punkt 5 wirklich schick, wenn die Bundis bei der Bekämprfung des Drogenanbaus helfen. Wenn es auch Stimmen gibt, die diese Tätigkeit einzig in Form der Erntehilfe als realistisch ansehen, aber das sagt der AM nicht. Mit den regionalen Befehlshabern werde es keine Probleme geben, wenn die Bundis nicht aggressiv aufträten (was mag unser AM damit gemeint haben, Kritik an den Amis oder eine Warnung oder eine Bedingung?)
 

Jedenfalls war der Herr Botschafter dann am 11.9. auch beim Innenminister Jalali. Auch der fand alles toll und geil ("begrüßte nachdrücklich"). Aber bei der Drogenbekämpfung, ja da sei die Unterstützung der örtlichen Machthaber schon vonnöten. 
"Er hoffe. daß auch wir hier - gemeinsam mit der afgh. Seite - die gebotene Haerte zeigenm wuerden."
So sprach er und deutete vorsichtig an, was ein klitzekleines Problem sein könne:
" So habe er z.B. unmittelbar vor unserem Gespräch drei Gouverneure aus dem Norden bei sich gehabt, die ihn gedraengt hatten, die Absetzung des Polizeichefs der Provinz Takhar rueckgaengig zu machen. Einziges Argument sei dessen Naehe zu Jamiat gewesen."

Ein gutes Argument, finden wir. Unser Herr Botschafter hätte vielleicht diesen Herrn aufsuchen sollen. Auch Verteidigungsminister Fahim ist eine gute Adresse.  Denn wie der drauf ist, zeigen die seit einigen Tagen hier veröffentlichten Wimmer-Briefe, deren Inhalt bzw. deren Veröffentlichung Struck und Erler und derartige Leute vor einigen Tagen überaus ungelegen gekommen sein muß.

Wo sich die Bundesregierung doch bisher so trefflich mühte, genau diese Lagebeschreibung zu deckeln und nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Auch derartige "weisungsgemäße" Botschafterbesuche mit netten Formulierungen sollen die Abgeordneten des Deutschen Bundestages brav zustimmen lassen, wenn die Bundeswehr vor die Wahl : >>>entweder Erntehelfer oder Krieg<< gestellt wird.

So treibt die Regierung Spielchen mit der Öffentlichkeit und dem Parlament. Feine rotzgrüne Leute da oben.

(c)Andreas Hauß, 19.9.2003, medienanalyse-international.de