Rumsfeld befiehl – Struck folgt Dir
Kennen Sie Peter Struck? Das ist der Mann, der immer noch ohne Betreuer
herumläuft. Obwohl er schon vor einem halben Jahr in der Bundespressekonferenz
der Crème de la Crème des deutschen Journalismus verkündet
hatte, Deutschland werde am Hindukusch verteidigt. Jetzt hat er nachgelegt.
Doch davon später.
Im Frühjahr 2000 in Bratislawa ging
es ja nur um die, die sich auf der Vasallenwarteliste drängelten,
um für das neue Rom die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Da durfte
John Bolton vom American Enterprise Institute noch den Einpeitscher spielen.
(Inzwischen ist er offiziell Staatssekretär für Rüstungskontrolle,
tatsächlich aber der Rabauke vom Dienst, wenn es gilt, positive diplomatische
Ansätze zur Konfliktentschärfung zu zermalmen – wenn die das
Feindbild zu beeinträchtigen drohen).
Nein, nicht was Sie vermuten. Er war nicht im Warrroom, um die Gegenmaßnahmen zu leiten. Er machte über eine Stunde militärischen Smalltalk mit Senator Cox, trank Kaffee mit ihm und bereitete sich auf die Leitung des Erstehilfe-Einsatzes am Nordflügel seines Amtssitzes vor. Da kam er dann zwar PR-mäßig ganz groß raus, aber manch einer der Vasallen sagte sich: Der Rumsfeld hat nur eine große Klappe, eigentlich ist er doch ein Weichei, verkriecht sich, wenn es brenzlig wird. So eine Übersprunghandlung konnte er sich nicht noch einmal
leisten, wollte er nicht riskieren, dass nicht nur die deutschen, französischen
und griechischen Mäuse auf dem Tisch tanzen. Jetzt musste er Führungsstärke
zeigen. Leadership nennen die Amis das (Unsere US-brainwashed deutschen
Militärs übrigens auch). Vor allem, weil er auch diejenigen in
der NATO vom vor uns liegenden Weltkrieg gegen den Terrorismus überzeugen
musste, die ganz anderes argwöhnen. Stellen Sie sich vor, da gibt
es doch Leute, die dem frommen Präsidenten Bush unterstellen, es gehe
ihm um die militärische Absicherung bestehender und künftiger
Absatzmärkte. Und um die Kontrolle gasförmiger und flüssiger
Rohstoffe. Und darum, Konkurrenten nicht zu groß werden zu lassen.
Im heiligen Bündnis gibt es solche Leute! Unter Freunden!
Und so zauberte er eine Powerpoint Multimediashow von fünf Stunden Länge aus dem Hut unter dem Motto der Ersten Allgemeinen Verunsicherung: Das Böse ist immer und überall. (Merken Sie was? Ich sage nur: Österreich und Kalifornien...). Ein fiktiver Staat „Corona“ im – na wo denn wohl? – richtig, im Nahen Osten, wird von Terroristen gekapert und nun muss die NATO Response Force (NRP) ran, weil ein Bündnispartner mit einer Rakete beschossen wurde. Die Kerle drohen sogar mit dem Einsatz von ABC-Massenvernichtungswaffen. Und die Exilregierung schreit um Hilfe. Nun ist das zwar ein ausgesprochenes Schwachsinnsszenario. Denn seit wann haben die Terroristen dieser Welt (außerhalb von Spanien, Nordirland und Deutschland) God`s own country den Gehorsam verweigert? Oder gar ohne Weisung gehandelt? Die Mudschahedin in Afghanistan und Tschetschenien, die Taliban, Bin Laden, die UCK, die Brigate Rosse zu Aldo Moros Zeiten, die Contras in Nicaragua, die Todesschwadronen in Südamerika, die Hamas – alles Produkte der CIA und mit ihr befreundeter Dienste. Zu Peter S. ist das allerdings noch nicht durchgedrungen. Er hat´s auch nicht leicht. Die eigenen Leute sagen es ihm nämlich nicht. Sie wissen es zwar, haben aber die Hosen voll und produzieren lieber Hufeisenpläne. Und tragen gleichzeitig den Oberst Stauffenberg wie eine Monstranz vor sich her, einmal im Jahr, am Bendlerblock. Und dem Willy Wimmer glaubt er einfach nicht. Noch während der Show bekam der Peter S. ganz rote Ohren. Er dachte an seine und des Kanzlers Unterschrift vom 22. November des letzten Jahres in Prag. In fünf Tagen sollte die NRP einsatzbereit sein, vor Ort! Als Rumsfeld dann zum wiederholten Male die Säumigen beim Corporate Identity-Treffen ermahnte, die erforderlichen „Entscheidungsstrukturen anzupassen“ wurde er käseweiß. So wie neulich im Auswärtigen Ausschuss, als es um den Schirmherrn des deutschen Schlafmohnernteeinsatzes in Kundus, den ehrenwerten Herrn Fahim Khan, ging. Angstschlotternd führte er sich vor Augen, wie Deutschland sich blamieren würde: Die neue NATO-Feuerwehr will zum Löschen ausrücken. Und während die Welt aus heiterem Himmel in Flammen steht, debattiert der Bundestag über den deutschen Beitrag, und debattiert, und debattiert.... Nicht auszudenken die von neuem entfachte Wut des Imperators, den man doch eben erst mit einer frisch gelegten Schleimspur von Berlin direkt ins Weiße Haus gerade mal so lala besänftigt hatte. Mit der Ausweitung des Bundeswehreinsatzes nach Kundus. Doch da nahte die rettende Idee, gerade noch rechtzeitig vor der Abreise der deutschen Journalisten aus dem Tagungszentrum. Peter S. : „Wir erweitern die repräsentative Demokratie um das repräsentative Parlament“. Wie das?, fragten die Journalisten. Ein um Zentnerlasten leichterer Minister antwortete: „Ganz einfach, wir lassen die Entscheidung stellvertretend für die restlichen 600 Abgeordneten von den bewährten Kräften des Auswärtigen und des Verteidigungsausschusses treffen.“ (Und ergänzte für sich: Die haben ihr Gewissen ohnehin bei ihren Fraktionsvorsitzenden abgegeben). Wie, Sie kennen unsere Fachleute nicht? Aber, aber hier sind sie: - Der Arnold aus dem schwäbischen Wolfschlugen, Volkshochschulangestellter.
Rumsfeld war gerührt und strahlte. Das hatte er nun doch nicht
erwartet: Dass sein Untergebener Peter S. noch im Reich des Guten, auf
heiligem Boden, die Hacken zusammenknallen würde. Ohne Widerspruch.
Von einem Land, in dem die Gehirne der Entscheidungsträger zur Cloaca Maxima angelsächsischen, neoliberalen Denkens degeneriert sind? Trotzdem: Resignieren Sie nicht. Lassen Sie nicht zu, dass nach und nach unser Grundgesetz zu einem Steinbruch für Sachzwangsneurotiker verkommt. Wenn sich das Parlament in der wichtigsten politischen Frage überhaupt, der von Krieg oder Frieden freiwillig selbst entmachtet, dann steigen Sie Ihren Abgeordneten so aufs Dach, dass ihnen Hören und sehen vergeht. Ihre Kinder, die nicht tot oder verstümmelt von Auslandseinsätzen zurückkehren, werden es Ihnen danken. |