In einem Sammelsurium teils völlig abstrus-peinlicher Fragen unter 'Sagen Sie mal, Herr Schmidt' antwortet der Alt-Bundeskanzler in  DIE ZEIT Nr. 23/2000 wie folgt:
          (auf die Frage von Wolf-Dieter Hasenclever, 54, Mitbegründer der GRÜNEN, Politikberatung Bridges, Berlin "Wie hätten Sie als Verantwortlicher über das Eingreifen der Nato im Kosovo entschieden?"
              Wahrscheinlich anders. Ich bin kein Pazifist und
              werde auch im Leben kein Pazifist mehr werden -
              aber von dieser militärischen Intervention hätte ich
              abgeraten. Denn im Gegensatz zu den
              Amerikanern, die diese Aktion angefangen haben,
              besitze ich einigermaßen ausreichende
              Kenntnisse über die Geschichte der balkanischen
              Völker - und damit meine ich nicht nur die Jahre
              seit Tito, sondern die letzten 500 Jahre seit dem
              Vormarsch des Osmanischen Reiches, dessen
              Truppen zweimal bis vor die Tore Wiens gelangt
              sind. 
              Ob ich mich im Ergebnis auch hätte widersetzen
              können? Das hängt in solcher Lage davon ab, wie
              die Mitspieler - die Engländer, die Franzosen und
              andere - reagieren. In jedem Falle habe ich das
              Ganze für nicht zu Ende gedacht gehalten. 
              Wer meint, aus menschenrechtlichen Gründen
              eingreifen zu sollen, der muss sich darüber klar
              sein, was er kann und was er nicht kann. In
              Tschetschenien sind bereits über hunderttausend
              Menschen zu Tode gebracht worden - aber in
              Washington hat keiner verlangt einzugreifen. In
              Ruanda und Burundi sind 900 000 Menschen
              umgebracht worden - keiner hat daran gedacht,
              einzugreifen. Das heißt: Eingegriffen wird, wenn es
              möglich erscheint oder opportun, im eigenen
              Interesse. Gegen eine Weltmacht? Lieber nicht. 

              Die Intervention im Kosovo war ein eindeutiger
              Verstoß gegen die Satzung der Vereinten
              Nationen. Sie war darüber hinaus ein Verstoß
              gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag, den die frei
              gewählte Volkskammer und der frei gewählte
              Deutsche Bundestag ratifiziert haben. Darin steht,
              dass die deutschen Streitkräfte nach der
              Vereinigung nur in Übereinstimmung mit der
              Charta der Vereinten Nationen eingesetzt werden.
              All das ist in der Aufregung des April 1999 unter
              den Tisch gewischt worden.