Wahrscheinlich anders. Ich bin kein Pazifist und
werde auch im Leben kein Pazifist mehr werden - aber von dieser militärischen Intervention hätte ich abgeraten. Denn im Gegensatz zu den Amerikanern, die diese Aktion angefangen haben, besitze ich einigermaßen ausreichende Kenntnisse über die Geschichte der balkanischen Völker - und damit meine ich nicht nur die Jahre seit Tito, sondern die letzten 500 Jahre seit dem Vormarsch des Osmanischen Reiches, dessen Truppen zweimal bis vor die Tore Wiens gelangt sind. Ob ich mich im Ergebnis auch hätte widersetzen können? Das hängt in solcher Lage davon ab, wie die Mitspieler - die Engländer, die Franzosen und andere - reagieren. In jedem Falle habe ich das Ganze für nicht zu Ende gedacht gehalten. Wer meint, aus menschenrechtlichen Gründen eingreifen zu sollen, der muss sich darüber klar sein, was er kann und was er nicht kann. In Tschetschenien sind bereits über hunderttausend Menschen zu Tode gebracht worden - aber in Washington hat keiner verlangt einzugreifen. In Ruanda und Burundi sind 900 000 Menschen umgebracht worden - keiner hat daran gedacht, einzugreifen. Das heißt: Eingegriffen wird, wenn es möglich erscheint oder opportun, im eigenen Interesse. Gegen eine Weltmacht? Lieber nicht.
Die Intervention im Kosovo war ein eindeutiger
|