Mord am Neptunbrunnen


... und die mediale Spiegelung



 
 
  


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Mord am Neptunbrunnen

"Auch aus Sicht der Staatsanwaltschaft spreche ja schon „vieles“ für eine Notwehrsituation."

Sicher doch. Zählen wir doch mal auf, was "vieles" so sein kann:
1. die Gesetzeslage - woher sollte ein Polizist die auch kennen?
2. die Ausbildung: wer hätte je einem Polizisten die Entwaffnung eines Gewalttäters beigebracht?
3. die  Plötzlichkeit: wer hätte einem nackten Mann mit Messer im Brunnen je eine gefährdende Handlung zugetraut?
4. die Unterlegenheit: was ist schon ein nackter Mann mit Messer gegen 5 oder sieben Polizisten?
5. die waffen-Ungleichheit: Messer  gegen Körperkraft von  6 oder 7 Polizisten, gegen Pfefferspray, Schlagstöcke, Pistolen zum gezielten Beinschuss, Helme, Schutzwestenm Schilde, Decken - das Messer wiegt mehr
6. die Angst vor Kosten: die Krankenwagen, die schon bereit standen (wahrscheinlich ein Zufall, die lungern da so rum und machen Pause ....), würden bei Benutzung mehr kosten. Deshalb war das Ziel, durch "Messer weg"-Rufe den Mann zu beruhigen. Der wäre dann wieder in seine Kleidung und aus dem Brunnen gestiegen, hätte sich ausgewiesen, den Einsatz bezahlt  und wäre nach Hause gegangen, friedlich, wie es sich gehört. das war der Plan, damit war zu rechnen, so ist die Praxis und darauf sind Berliner Polizisten vorbereitet und ausgebildet.

Völlig undenkbar ist, dass da eine Situation außer Kontrolle geriet, die als lustige Showeinlage für die filmenden Touristen, die gelangweilten Beamten mit einem  durchgeknallten  Psycho gedacht war, ein Jux auf Kosten des  Nackten und zugleich Präsentation der coolen  und badefreudigen Polizei.
"Bruchteile von Sekunden" auch in der taz

In Berlin : die Polizei hart an der Leine
Vater des Toten  ist nicht locker und gut drauf
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Das ehNaMag gibt der Gewerkschaft der Polizei schon eine Stimme. Man stelle sich vor, die beiden Aussagen, die jetzt folgen, ständen in umgekehrter Reihenfolge:

"Die Bilder seien menschenverachtend, sagte Unions-Fraktionsvize Michael Kretschmer dem "Focus". So etwas dürfe nicht gepostet werden. Facebook müsse sofort reagieren.

Durch die Aufnahmen nimmt nun auch die Kritik an dem Polizisten zu, der auf den Mann geschossen hatte."
Nochmal:  es war Zeit genug, auf die Beine zu schießen - und diese Erkenntnis soll wegzensiert werden. Dieser Herr Kretschmer sollte erklären, welcher Mensch denn durch das Zeigen des Videos verachtet wird - und dann schleunigst seinen Hut nehmen. Dreckskerl.

Video: Berliner Polizei zielgenau im Neptunbrunnen. Die Obduktion der Leiche soll Aufklärung bringen, nicht etwa Zeugen, Logik oder Verhöre. Wie immer hört man nichts von einer Festnahme des Schützen und sofortigem Verhör, schon um Absprachen zwischen den Kollegen im Corpsgeist zu verhindern.

Für Nicht-Berliner: in dieser Stadt sind seit jeher extravagante Menschen aller Couleur übermäßig vertreten. Das Ausflippen ist normal. Berliner gehen damit gelassen um, Polizei kennt Deeskalationsstrategien incl. derjenigen, zur Kneipenschlägerei gar nicht erst zu erscheinen. Im Zentrum unter den Augen der Touristen sollte wohl die schnelle Lösung her. Gelungen.

Dumerweise wurde die Aktion von einem Touristen gefilmt. - google-account notwendig

Während der "Messer weg"-Ruferei war offensichtlich Zeit genug, auf die Beine zu zielen, und wieviel Zeit zuvor verwendet worden war, entzieht sich unserer Kenntnis. Es muss da schon einige Zeit vergangen sein, denn es war ja immerhin der eine Polizist in den Brunnen gestiegen, der Krankenwagen stand schon bereit. Keinesfalls gab es eine Spontansituation, etwas völlig Überraschendes. Ein Messer taucht bei einem nackten Mann  ja nicht urplötzlich auf.

Der arme Polizist  ist jetzt in psychologischer betreuung. So wie wohl auch dessen Kollegen in Westerburg, die da einen mit Handschellen  gefesselten Mann traten. -Video

Das könnte, so unser mainstream, eventuell ein Übergriff gewesen sein. Die STA ermittelt jetzt, wie sehr dieser Mann die Polizisten in Lebensgefahr gebracht hatte, die Gewerkschaft der Polizei wird sich wohl beim Presserat beschweren über unangebrachtes Filmen von Beamten im Einsatz. Und jetzt wieder ohne Sarkasmus und Spekulation:

"Die Staatsanwaltschaft beauftragte die Kriminalinspektion Betzdorf  mit den Ermittlungen in dem Fall, um die Objektivität der Untersuchungen zu gewährleisten."

Das steht da im Artikel der Augsburger. Was nichts weiter beinhaltet, dass offiziell zugegeben wird, das da evtl. ein mangel an Objektivität bei der Kripo im Verhältnis zu anderen Polizisten der fall sein könnte. Und weiter: die Staatsanwaltschaft hingegen ist völlig frei von solchem Mangel an Objektivität, kann ebenfalls gefolgert werden. Diese Sätze sind ohne jede Ironie geschrieben.

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(c) Andreas Hauß, Juli 2013

http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Aktuelles: http://www.medienanalyse-international.de/index1.html
Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.