intellektuelle ?
Höflinge blamierten sich
Zum Zustandekommen des Textes: "Aus dem Kreis der Eingeladenen sei der Wunsch zur Unterstützung Schröders geäußert worden. Im Anschluss an das Treffen seien mehrere Entwürfe formuliert worden. Einige hätten kleinere Korrekturen gewünscht, "Widerstände gab es jedoch nicht", sagte Bissinger.

Auf den Knien kamen sie gerutscht. "Nein", sagte der Kanzler, "Nein, nicht doch!" er brauche derartige Unterstützung nicht. "Doch", bettelten sie, es sei für einen guten Zweck! "So nehmt denn unsere Geistesgröße an, edler Herr! Unsere Formulierungen harren Deiner Segnung! Lass, oh Gerhard, zusammenwachsen was zusammengehört! Macht und tiefe Reife edlen Friedenswillens drängt es in ein Bett ... ". So riefen sie, und wurden erhört.           Analyse ergänzt und erweitert - s.u.! 

 "Es droht ein Krieg im Irak.  Scharfzüngig und elegant die Einleitung. Der U-Bootkrieg im Atlantik fand im Atlantik statt. Nicht gegen den Atlantik. Im und nicht gegen den Irak wird Krieg geführt. Die Ortsbestimmung ist präzis. ("es fährt ein Schiff nach Nirgendwo, es droht ein Krieg halt eben do ..."). So kommt eine Geistesgröße um "den Gegner" herum. Nix benennen, was böse reagieren könnte. Geschickt, Nicht wahr?
Es droht tausendfacher Tod von Unschuldigen. Der Tod droht. Zuvor drohte der Krieg ("und dann kam Krieg ..."). Zum Glück sind es die. Die drohen ja immer mal wieder, wie Naturkatastrophen. Nicht etwa, dass Joschka eine Drohkulisse aufrechterhalten will, dass Schröder per AWACS die Drohung verstärkt. Die uhultima ratio, das ahallerletzte Mittel droht. Der Tod. Oder ist er nicht gemeint, sondern das "ES" (vgl. herreu.html), das ES, das unterbewussre ES, es dräut hervor ...
 Es droht eine Radikalisierung der islamischen Welt.  Das Tripel-ES, die Krone geistig- rhetorischer Schöpfung und Sprachgewalt. Die islamische Welt, uiuiui, steht ante portas, und Eugen ist auf Urlaub! Ist das Abendland in Gefahr? Muss "man" da nicht was machen, so präventiv? Einfach schneller ziehen, bevor diese Welt sich radikalisiert? ES wäre doch eine Alternative. ....
Die Gründe, aus denen dieser Krieg geführt werden soll, sind uns nicht einsichtig.  Hat man sie Ihnen nicht erklärt? Oder können sie nicht gucken? Worum es geht, kann man es denn überhaupt wissen? Die einen sagen so - die anderen so. Mit ein wenig Einsicht werden diese Intellektuellen auch ein Verhalten wie 1999 an den Tag legen: besorgt, innerlich sowas von zerrissen - aber keine Probleme machen. Gewiss könnten sie auch nach wahren Gründen suchen, sie benennen, scharf verurteilen und sodann ihr Renommée in die Waagschale werfen, dass endlich das Geschwätz über Hussein und Bush (d.h. über ihre Waffen und Öl-/Macht-Ziele) von Wissen über Völkerrecht und Grundgesetz abgelöst wird. 
Gerhard Schröder hat es als erster europäischer Regierungschef auf sich genommen, vor diesem Krieg zu warnen. Die Führernatur kann man ihm nicht absprechen. Und die Last nun auf seinen Schultern - er hat es auf sich genommen, zu warnen! Ei der Daus, was für ein Warner! Hätte er es nicht getan, wäre er nicht mehr Kanzler und könnte nicht mehr Luftraum, AWACS und Patriots zur Verfügung stellen sondern müsste von der Oppositionsbank dagegen protestieren. 
 Das hat ihm zahllose politische Diffamierungen und den Vorwurf des Antiamerikanismus eingebracht.  Hat er arg leiden müssen? Einen Arzt! Schnell, einen Arzt! Ist denn keine Arzt unter den Künstlern, der ihn heilen könnte? Denn es ist wirklich diffamierend, Schröder Friedenswillen und Gegnerschaft zum Bushkurs zu unterstellen - er macht ja alles, was angefordert wird. Vgl. Zumach in der taz vom 27.2.2003!
Dieser Kritik möchten wir entgegentreten: Möchten sie, nicht etwa "sollen" sie. Warum nicht gleich "würden wir gern  meinen mögen" - oh Ihr Sprachkünstler!)
Dem Vorwurf des Antiamerikanismus tritt man direkt entgegen, indem man sagt: "Schröder ist Pro Bush!" Macht doch mal ...
 Wir unterstützen den Kanzler und seinen Außenminister in ihrer Politik zur Irak-Frage.   ... die worin besteht? Habt Ihr`s nicht genauer? Worte - Taten liessen sich doch mal auseinanderklamüsern.
Wir halten den Vorwurf des Antiamerikanismus für töricht, weil Kritik am politischen Verhalten eines Partners keine Verletzung der Beziehungen, sondern die Voraussetzung für eine fundierte Freundschaft ist.  Kritik am politischen Verhalten eines Partners keine Verletzung der Beziehungen, sondern die Voraussetzung für eine fundierte Freundschaft- gilt das nicht generell? So z.B. für Intellektuelle gegenüber  Menschen, die man mal leichtfertig für sozial, demokratisch, grün und freundlich-friedfertig gehalten hat?
"törich" - eine Diskussion über tumbe Toren?
Zudem wissen wir uns als Deutsche in einer besonderen Verantwortung für den Bestand der Werte, die unsere demokratischen Gesellschaften ausmachen."  die aus was bestehen? die wo nachzulesen sind? doch nicht etwa im Grundgesetz? "als Deutsche" - worin besteht denn die deutsche Sonderrolle? am deutschen Wesen die Welt genesen zu lassen, mit 10.000 Soldaten ausser Landes (Platz 2 nach den USA)?
Die Unterzeichner: 

Manfred Bissinger, Publizist
Prof. Hark Bohm, Regisseur
Volker Braun, Schriftsteller
Prof. Fred Breinersdorfer, Deutscher Schriftstellerverband
Prof. Jürgen Flimm, Deutscher Bühnenverein
Günter Grass, Schriftsteller
Peter Härtling, Schriftsteller
Marius Müller-Westernhagen, Musiker
Prof. Oskar Negt, Soziologe
Moritz Rinke, Dramatiker
Peter Rühmkorf, Schriftsteller
Prof. Peter Sloterdijk, Philosoph
Tilman Spengler, Schriftsteller
Friedrich Schorlemmer, Theologe
Ingo Schulze, Schriftsteller
Prof. Klaus Staeck, Künstler
Johano Strasser, PEN
Martin Walser, Schriftsteller
Prof. Uwe Wesel, Historiker

So viele Professoren!
Und ein leibhaftiger Philosoph!

Mensch, hast du Kant gekannt? Der konnte Handstand mit einer Hand!

Auf dass die Scham über dieses salbadernde Elaborat eines Tages wie Schlabbergrütze über sie hereinbrechen möge.

Schade das alles - es sind einige Leute darunter, auf die ich hätte zählen wollen. Aber da war das Gebäck im Kanzleramt vielleicht so gut, der Kaffee hatte einen Schuss, und da sind sie halt länger geblieben. Bei ihrem Kanzler.

 
Erst nach dem mehrmaligen Lesen des Textes und der schnell hingeworfenen sarkastischen Einlassungen meinerseits wurde mir die Ungeheuerlichkeit der Denkweise dieses "Intellektuellen"-Schreibens bewusst:
Beginnen wir mit dem Dreischritt der ersten Sätze, der 
- als zeitliche Folge gelesen werden könnte (erst Krieg, dann Tod, dann radikalisierte Muslime)
oder 
- als logische Folge (das eine erwächst aus dem anderen) und so auch Steigerung.
Durch die Reihung und Knüpfung zunächst getäuscht, fiel mir nicht auf, dass auch eine andere Lesart möglich ist, eine des Kriegs als Basis mit zwei Folgen:
a) Tod von Unschuldigen und b) Radikalisierung der islamischen Welt. 
In dieser Lesart gibt es zwei Opferkategorien: 
a ) tote Iraker und ebenso - durch Muslime bedrohte Europäer!
WIR sind die wahren Opfer!
Dass diese Lesart nicht böswillig hergeholt ist, belege ich gleich noch aus einem anden Fakt.
Die reine Textanalyse jedoch besagt schon: die Reihung der ersten drei Sätze läuft - egal in welcher Lesart auf die "Islamisierung", die Radikalisierung der islamischen Welt hinaus! 
Das höchste Übel ist nicht der Tod von Unschuldigen.
Sehen wir uns die Verben der Sätze an in den Aussagen, in denen unsere Geistesgrössen von sich selbst sprechen: 
zuerst blicken sie angeblich nicht durch ("sind uns nicht einsichtig"), dann "möchten wir entgegentreten", "unterstützen", "für töricht halten" und final: "wir wissen".

Ist es ein Zufall, dass die Herren per aspera ad astra gelangen: vom Nicht-Durchblicken zum "wissen", dazwischen ein wenig Position und Tumbheitstadel ("töricht")? Nein, das ist es nicht. Die Hybris deutschen Geisteswesens steckt im letzten Satz:
"Zudem wissen wir uns als Deutsche in einer besonderen Verantwortung für den Bestand der Werte, die unsere demokratischen Gesellschaften ausmachen." 
Mal ganz langsam zum Mitschreiben: wir haben ein Depot, einen Bestand. Der Kartoffelkeller unserer demokratischen Gesellschaften enthält Werte. Ein Keller für viele Gesellschaften. Plural. Das ist da nicht so reingerutscht! Den Keller bewacht ein Wächter, vielleicht auch ein Kollegium von Aufpassern, aber von denen haben wir Deutsche eine besondere Verantwortung! Die wird nicht benannt, die darf sich jeder denken. Nur: unter dem Strich sind WIR Deutsche die Wächter und Hüter der Werte auch der anderen! Das steht da. Man glaubt es kaum. Wir kümmern uns nicht um unseren eigenen Scheissdreck und lernen aus unserer aggressiven Vergangenheit, weshalb sich die ganze Welt eine UN-Charta mit Gewaltverbot zulegte und weshalb wir ein friedensforderndes Grundgesetz haben. Wir lernen nicht etwa aus der Tatsache, dass wir erst 45 Jahre nach Kriegsende wieder volle Souveränität erhielten, aber nur mit der Zusicherung, dass von deutschem Boden "nur Frieden ausgehen" solle (und keine Bomber aus Ramstein).
Nein: wir sind schon wieder für das Glück und die Werte der anderen die Hauptverantwortlichen. Und wir sind die potentiellen Opfer des Kriegs - s.o. Und gucke da: es passt zusammen. Deshalb also wurde die "besondere Verantwortung" nicht ausgeführt. Wir waren schon einmal Opfer des Krieges und nun werden wir es wieder! Dieser unsägliche Quark steckt hinter der Geisteshaltung des Aufrufs.

Und erzähle mir keiner, dass 18 deutsche Intellektuelle sich über das Wesen der Sätze, die sie unterschrieben, nicht klar waren. Pfui Teufel, sage ich nur. Tretet davon zurück, dann kann man noch einmal ein Auge zudrücken. Sagt, Ihr seid besoffen gewesen. Macht irgendwas - aber blamiert Euch doch nicht so! Es ist ja widerlich, wie angesichts des Tods von Zigtausenden Irakern deutsche Nabelschau und Innenpolitik getrieben wird von Ihnen.

(c)Andreas Hauß medienanalyse-international.de