Grenzvölker
 
  
Mein Opa, Grenzvölker und was schlimm ist

Ich hatte zwei Opas, und das haben wohl alle Menschen.. Beide waren im 1. Weltkrieg aktiv, beide zur Ausbildung in den Gebieten, die heute Polen sind.
Den einen Opa lassen wir mal hier beiseite, obwohl der immer so stolz war, Marschal Pilsudski die Hand gegeben zu haben. Und ich durfte mit seinem Kleinkaliber schießen, noch vor 1968. Das war schon ein Opa .

Also zu Opa Fritz. Fritzens Vater hatte im 1870er Krieg mitgemacht,
Sedan, Commune und so (Tagebuch folgt ), da war man stolz drauf wie Harri. Fritz ging also zur Ausbildung in die Festung Graudenz (was hat er uns Kinder mit den Stories gelangweilt .... Aber die Grundstellung konnte ich schon, bevor ich zehn war.) und dan auch ordentlich in den Krieg, als Offizier. Und da kam er u.a. auch nach Jugoslawien an den Ohridsee. Oberhalb von Ohrid hatten sie ein MG-Nest in den Felsen gebaut, so etwa 100 Meter hoch, nur per Seilbahn zu erreichen. Seilbahn ? Ja ! Ein Seil, verankert, ein Sitz für zwei Personen, vielleicht war es nur ein Kasten,  und eine Handkurbel. So ging das.

Neben all den technischen Details und den Heldentaten gab es auch Niederlagen. Fritzens größte war die Desertion. Zwei Elsässer waren ihm stiften gegangen. Beim Einchecken ins Ruderboot waren sie einfach weg. Man hatte sich verproviantiert in der Stadt, wollte zum Krähennest, pardon Adlerhorst, aber dann fehlten plötzlich zwei "Hammel". Gesucht hat er sie, alle verrückt gemacht, aber weg waren sie. Einen Granatenanschiß bekam er daraufhin, nur knapp am Kriegsgericht vorbei. Aber es war ja auch nicht seine Schuld. Diese Grenzvölker sind immer unzuverlässig. 

So mancher Elsässer fragt sich eben, weshalb er in Jugoslawien für Deutschland schießen soll.

Mein Opa kam nicht vor das Kriegsgericht und war weiterhin tapfer. Trotzdem ging der 1. Weltkrieg irgendwie verloren . Weg war er, wie diese Rekruten. Im 2. Weltkrieg war Opa zwar Nazi, aber nicht mehr dabei, und deshalb ging der 2. auch verloren. Hätte man auf Opa Fritz gehört ! Grenzvölker sind immer auch Grenzgänger, die Hilfstruppen sowieso, die sind einfach nicht treu und gehen von der Fahne. Aber auch die Badener, Elsässer, Saarländer ...***

Wenn ein Badener Elsässer heißt und dann auch noch mit einem Saarländer paktiert, und die Jugoslawen nicht ordentlich beschießt ("Serbien muß sterbien") - dann zeigt das nur, wie recht mein Opa hatte.

Das ist wirklich, wirklich schlimm.

Gut, es ist legal. Zumindest ist es nicht illegal, heute nicht, in diesen Zeiten. Aber es ist doch schlimm ! Wo kommen wir denn da hin, wenn diese Grenzgänger ihren eigenen Kopf haben und nicht zackzack zur Fahne stehen. 

Der Jürgen Elsässer z.B. erlaubt sich Sachen. Der kritisiert die eigenen Leute . Orientiert sich an "Werten", so wie auch der Oskar, der Deserteur. Schreibt Bücher, immer und immer wieder. Und kaum denkt man, er habe sich auf Politik spezialisiert, schreibt er über Biologie  - Heuschrecken. Dazu später mehr .

Nur mal angemerkt: wie faszinierend ist es doch, meines Opas Denkirrungen immer wieder bei den Deutschen wiederzufinden, auch wenn sie sich antideutsch nennen oder links wähnen. In der "Diskussion" geht es nicht um Inhalte, nicht um die Sache. Sondern auf welcher "Seite" man steht und wie treu zu der betreffenden Fahne. Ein Fahnenwechsel wird leicht verziehen. Wenn der Fahnenwechsler vorher treu und nachher treu war, ist das schon okay, Hauptsache, man weiß wo der Betreffende "steht". 
Wo - nicht für was.
Angenommen, der Unsinn  wäre korrekt und Lafontaine sei auf Elsässer als "Stichwortgeber" angewiesen - so whaat ? Wird dadurch die noch absurdere These einen Deut richtiger, die beiden seien nationalistisch ? Zum  völlig verqueren Verhältnis der deutschen Linken zu Nation und Staat demnächst ein eigener Essay. 

Wenn Pfeifen in Reih und Glied stehen, läßt sich auf ihnen gut orgeln.

*** Opa Fritz hatte übrigens nicht so ganz recht mit seiner Grenzvölker-Theorie. Die Deutschbalten, die Sudetendeutschen und so mancher Österreicher hätte sich beleidigt gefühlt. Aber wen interessiert das schon beim Schubladendenken - da machen wir doch einfach eine neue Schublade "Ostvölker" auf. Und wenn drei Österreicher beinander stehen, stimmt das eh nicht. Ist indestens ein Tschech dabei. Oder ein Tschusch. Hätte Opa gesagt.

)
(c) Andreas Hauß, Dezember 2006
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Aktuelles: http://www.medienanalyse-international.de/index1.htm

Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.