Deutschlandfunk - Hintergrund Politik
Ausgabe vom 20.5.99

Kommunikation und Information im Kosovo-Krieg - ein Teil der Militärmaschinerie
Eine Sendung von Barbara Minderjahn
Redaktion: Gode Japs

Sprecherin: Ilse Strambowski
Sprecher: Jochen Breiter

Sprecherin: Als die serbischen Behörden sich entschlossen, das Visum für Stephan Israel nicht zu verlängern, brauchten sie keine Begründung.  Die Berichterstattung des Berliner Tagesspiegel-Korrespondenten paßte ihnen nicht. Innerhalb von wenigen Stunden mußte der Journalist das Land verlassen. Die serbische Regierung ist an objektiver Berichterstattung nicht interessiert.
Sprecher: Rund anderthalb Tausend Kilometer entfernt, in Brüssel, sieht die Medienarbeit anders aus. Jeden Tag informiert Jamie Shea, der Pressesprecher der NATO, eine ganze Schar internationaler Journalisten über die neuen Ereignisse im Kosovo. Die westliche Militärallianz scheint auf Transparenz zu setzen. Allerdings: Nur ein Bruchteil der Informationen, die die NATO im und über das Krisengebiet sammelt, leitet sie tatsächlich an die Öffentlichkeit weiter. Auch westliche Militärvertreter haben zur Informationsfreiheit ein gespaltetenes Verhältnis. Der Leiter der Abteilung Operationale Planung auf dem NATO-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein, Oberstleutlant Gottlieb Ohl:
O-Ton: „Auf der einen Seite kann es bedeuten, daß jetzt speziell in Jugoslawien, daß die Öffentlichkeit sieht, was dort wirklich passiert.  Daß auch diese Möglichkeiten genutzt werden über die Medien auch dem serbischen Volk zu zeigen, was wirklich abgeht in dieser Region. Und auf der anderen Seite kann es den Truppen von Milosevic die Möglichkeit geben, sich gegen eine solche Aufklärung zu schützen. Deswegen ist es zwar gut, daß man so viel wie möglich an die Medien an Aufklärung gibt, auf der anderen Seite aber immer im Auge behält, was möchte ich nicht, daß es der Gegner sieht.“
Sprecherin: Diese Haltung in Bezug auf die eigene Informationspolitik ist verständlich, denn Informationen sind ein Kernstück des Kriegshandwerks. Ein Beispiel aus der Planung eines Luftangriffes verdeutlicht, wie wichtig eine gute Datenbasis und sichere Kommunikation ist: Die sogenannten taktischen Einheiten der Nato auf den Luftwaffenstützpunkten in Italien bekommen von ihren übergeordneten Einheiten in Belgien täglich neue Einsatzpläne. Die Piloten erhalten Anweisungen über die Art und Konstellation ihrer Flüge, sie erfahren genaue Zielkoordinaten und viele weitere Details des nächsten Angriffes. Die übergeordnete, planende Stelle kennt neben diesen Details die strategische Bedeutung der Ziele. All diese Informationen zu beschaffen, ist Gegenstand des militärischen Nachrichtenwesens.
Sprecher: Aufgabe der Fernmeldeeinheiten ist es, die Kommunikation und die Vernetzung zwischen den einzelnen Kommandoebenen der NATO sicherzustellen. Fernmelder sind verantwortlich dafür, daß Informationen und Befehle an den richtigen Ort gelangen. In Kriegszeiten kann diese Aufgabe überlebenswichtig sein. Denn um die Armee nicht zu einem chaotischen Haufen verkommen zu lassen, braucht es gezielte Abstimmung. Welche Informationen wer wann wo erhält, diese Entscheidung läßt sich das Militär daher nur ungern aus der Hand nehmen. Kommunikation und Information sind womöglich der empfindlichste Teil der Militärmaschinerie. Gottlieb Ohl:
O-Ton: „Informationen geben einem möglichen Gegner Auskunft über das, was man selbst vorhat. Und ein Plan, der dem Gegner bekannt ist, kann, wenn er richtig benutzt wird, einen sehr großen Schaden bei uns anrichten, der letztendlich dazu führen kann, daß Menschen zu Schaden kommen, daß hochwertiges Material vernichtet wird und letztendlich, daß das gesamte Ziel dieser Operation oder irgendeiner Operation gefährdet ist.“
Sprecherin: Die Nato schirmt, genau wie jede andere Armee dieser Welt, ihre Nachrichten ab. Das heißt: Alle wichtigen Informationen sind als geheim eingestuft. Die Armee muß Informationen vor unberechtigt Mithörenden schützen. Daher werden geheime Nachrichten nicht über die normalen Kommunikationssysteme wie Telefon und Fax weitergeleitet.
Sprecher: Befehle oder Einsatzpläne werden durch ein eigenes Vermittlungssystem an den Soldaten gebracht. Das Internet, das ursprünglich ein solches internes Kommunikationsnetz war, ist aus Datenschutzgründen mittlerweile durch ähnliche Computernetze ersetzt worden. Doch damit nicht genug der Sicherheit: Das Kommunikationssystem innerhalb der Nato ist mehrfach geschützt. Zwar werden Nachrichten heute vor allem über Satellitenverbindungen übermittelt. Konventionelle Telefonleitungen bieten im Fall einer Störung aber eine Alternative. Mehrere Systeme nebeneinander sollen verhindern, daß die Kommunikation vom Gegner zerstört wird. Noch einmal Gottlieb Ohl:
O-Ton „Wir haben beispielsweise bei uns in unserem
NATO-Luftwaffengefechtsstand normale Telefonleitungen, d.h.  landesübliche - in Deutschland wäre das die Telekom. Wir haben ein internal Netzwerk für unsere eigene Arbeit in diesem Gefechtsstand.  Wir haben ein weltweites Netzwerk, wo wir mit anderen Dienststellen verbunden sind. Und wir haben gleichzeitig noch Kommunikationsleitungen, die sehr gut geschützt sind, wo wir auch verbal geschützte Informationen kontrollieren und weitergeben können.“
Sprecherin: Die Nato betreibt großen Aufwand, um die Versorgung mit wichtigen Informationen zu gewährleisten. Dennoch sind die Infomationen nicht immer sicher. Ein Beispiel hierfür ist der Faux-Pas im Kosovo, der beinah zu einer politischen Katastrophe geführt hätte: Der Angriff auf die chinesische Botschaft in Belgrad war kein technischer Fehler oder Irrtum. Der US-Verteidigungsministers William Cohen erklärte, der Grund für den Angriff sei eine Fehlinformation gewesen, die zu der Auswahl dieses Zieles geführt habe.
Sprecher: Durch falsche Informationen könnte die NATO in eine
militärische oder politische Katastrophe schlittern. Und genau das kann
das Ziel des Gegners sein: Krieg gewinnen durch das Manipulieren von
Informationen. Seit vielen Jahren beschäftigt sich das amerikanische
Militär mit dem Thema Informationskriegführung. Dieser Bereich
erforscht Mechanismen, mit denen man Informationen fälschen,
zerstören, vorenthalten und schützen kann. Die Expertin für elektronische Kampfführung am Institut für Strategische Analysen, Elisabeth Hausschildt:
O-Ton: „Informationskriegführung ist natürlich in jedem Fall wichtig. Und man nutzt die Möglichkeiten, die man hat. Seit dem Golfkrieg kann man sagen, daß Informationskriegführung stattfindet. Wenn wir daran denken, daß die ganzen Waffensysteme mit Elektronik ausgestattet sind, die Gefechtsführungszentren also command und control, also Beobachtung und Aufklärung,die alle mit ihren elektronischen Medien arbeiten, Satellitentechnologie.  Und das man eben in dieser Technologie, in diesem hight-tech erstmal Störungen einbringen kann und damit Krieg führen kann, durch diese elektronischen Störungen oder gleichzeitig. Das ist eigentlich das, was man heute mit Informationskriegführung verbindet. Dazu gehört Propaganda. Aber es ist nicht alles.“
Sprecherin: Die NATO geht beim Thema Informationskriegführung vor allem von technischen Störungen des Systems aus. Hierbei glauben die Sicherheitsexperten gut gegen den Feind gewappnet zu sein. Um so erstaunlicher ist es dann, wenn die Fehlinformation eines Agenten zu einem so schwerwiegenden Fehler wie bei dem Beschuß der chinesischen Botschaft führen kann. Auch auf den Umgang mit Fehlinformationen hätte die NATO vorbereitet sein müssen.  Falschmeldungen haben in Kriegszeiten ihren Ursprung selten bei unwissenden Journalisten. Der chinesische Philosoph und spätere General Sun Tzu schrieb vor rund zweieinhalb tausend Jahren:
Sprecher: Jede Kriegführung gründet auf Täuschung. Wenn wir also fähig sind anzugreifen, müssen wir unfähig erscheinen. Wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir inaktiv erscheinen. Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, daß wir weit entfernt sind, wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, daß wir nahe sind.
Sprecherin: Täuschungen - manchmal als letztes Mittel - um die Schlacht zu gewinnen. Ende April begann die Nato, Fernsehstationen in Serbien zu zerstören. Die Bombardierung der Parteizentrale der regierenden Sozialistischen Partei in Belgrad begründeten Nato-Sprecher damit, sie sei Ausgangspunkt offizieller Propaganda. Um Slobodan Milosevics Regime ein Ende zu bereiten, setzt die Nato auf die Zerstörung serbischer Informationsstrukturen.
Sprecher: Kurze Zeit später ging die westliche Allianz weiter. In einem offenen Brief in serbischer Sprache rief der britische Außenminister Robin Cook Anfang Mai die Streitkräfte Jugoslawiens auf, sich von Milosevic loszusagen. Erst der britische Fliegergeneral David Wilby leistete sich einen offiziellen Schnitzer als er allzu offenherzig Rundfunk-und Fernsehsender wegen ihrer Rolle im serbischen Propaganda-Feldzug ein legitimes Ziel der Nato nannte. Sendeanlagen, so korrigierte Jamie Shea später, seien nur dann ein Ziel, wenn sie auch der militärischen Kommunikation dienten.
Sprecherin: Sprachregelungen sind ein beliebtes Mittel, um die Kriegsmoral zu steuern. Nach Untersuchungen von Sprachwissenschaftlern benutzen Politiker und Militärs gerade in Deutschland verharmlosende Worte. Luftkampagne und humanitärer Einsatz statt Krieg, befrieden statt bomben und Systeme statt Waffen.  Krieg - egal ob gerechtfertigt oder nicht - ist brutal. Doch das passt nicht zum Frieden-Image der Nato. Propaganda gehört zur Informationskriegführung. Die Aufgabe von Journalisten ist es allerdings, objektiv zu berichten und Mißstände aufzudecken.
Sprecher: Schon im Irakkrieg wurden Journalisten mit offiziellen Bildern über einen - wie sich hinterher herausstellte - vermeintlich sauberen Krieg bombardiert. Seitdem sind viele Kollegen vorsichtiger geworden.  Dennoch verlockt auch jetzt die scheinbare Offenheit der Politiker und Militärs dazu, den Informationen der Nato blind Glauben zu schenken.
Sprecherin: Nur allmählich findet die Medienlandschaft in den letzten Wochen zurück zu professioneller journalistischer Skepsis.  Zeitungsmeldungen etwa vom Einsatz sogenannter Splitterbomben brachten die NATO in Erklärungsnotstand. Gegen militärische Fahrzeuge, so hieß es später, würden Splitterbomben zwar eingesetzt, nicht aber gegen Personen. Anti-Personen-Splitterbomben sind nach den internationalen Konventionen verboten. Angesichts solche Feinheiten ist objektive und genaue Berichterstattung um so wichtiger. Einige journalistische Grundsätze erleichtern die Wahrheitsfindung. Der Kommunikationswissenschaftler Michael Haller schreibt in einem Handbuch für Journalisten:
Sprecher: Als allgemeine Regel gilt: Jedes journalistische Thema basiert auf überprüfbaren Informationen über Vorgänge und Ereignisse, deren Gültigkeit als erstes abgeklärt werden muß, um der Zeitungsenten-Jägerei vorzubeugen. Jede Recherche beginnt also mit der Überprüfung der Sachverhaltsinformationen, die dem Thema, Anlaß oder Ereignis zugrundeliegen.
Sprecherin: Allgemein gilt: Informationen müssen mindestens von zwei unabhängigen Quellen bestätigt werden, um aus journalistischer Sicht verwertbar zu sein. Genau hierin liegt aber ein wesentliches Problem: Es gibt kaum noch unabhängige Quellen, die die Lage vor Ort einschätzen können. Fast alle westlichen Journalisten mußten Jugoslawien verlassen.  Wie also kann man in dieser Situation die Öffentlichkeit über das informieren, was vor Ort geschieht? Viele Sendeanstalten greifen auf Bilder zurück, die nicht von Journalisten stammen. Die Nato beliefert die Medienbranche mit Bildern, Texten, Informationen.
Sprecher: Aus Mangel an unabhängigen Korrespondentenberichten zeigen deutsche Sender auch Bilder des serbischen Fernsehens.  Manchmal sind es Bilder internationaler Kamerateams, die nur über das serbische Fernsehen ausgestrahlt werden können. Zum Schutz gegen Propaganda bleibt hier die Möglichkeit, andere Quellen zur Bestätigung heranzuziehen. Internationale Diplomaten sind hierbei oft die Mittler, die helfen, zwischen Propaganda und Wirklichkeit zu unterscheiden.
Sprecherin: Journalisten sind nicht die einzigen, die das Problem der Quellenlage kennen. Auch das Rote Kreuz ist auf unabhängige Informationen angewiesen. Aus diesem Grunde sammeln und vergleichen sie Erfahrungsberichte von Flüchtlingen. Viele dieser Geschichten von unterschiedlichen Personen ergeben und bestätigen ein Bild. So makaber es wirken mag: Flüchtlinge sind Beobachter vor Ort. Unabhängig sind allerdings auch sie nicht.
Sprecher: Ähnliches gilt für das Internet. Viele Serben nutzen das Medium, um weiterhin mit Verwandten und Freunden außerhalb der Konfliktregion kommunizieren zu können. Menschen, die schon lange vor dem Eingreifen der Nato geflohen sind, suchen nach Familienangehörigen und Nachbarn. Exiljugoslawen wollen wissen, ob ihre Häuser zerstört sind. Die Bilder aus den Nachrichten können nicht genügend Auskunft geben über das, was täglich geschieht.
Sprecherin: Der Kosovo-Konflikt ist der ersten Krieg, bei dem das Internet eine wichtige Rolle spielt. Erfahrungsberichte und chat-rooms, in denen Angehörige nach ihren Verwandten suchen, haben eine ähnliche Funktion, wie die Arbeit, die das Rote Kreuz verrichtet. Allerdings ist beim Internet noch weniger Verlaß darauf, daß die Informationen stimmen.
Sprecher: Seit Beginn des Krieges verstärken die serbischen Behörden ihre Versuche, sämtliche Informationskanäle zu kontrollieren. Das Redaktionsbüro des bis dahin unabhängig berichtenden Radio B 92 wurde bereits in den ersten Tagen nach Kriegsbeginn aufgelöst. Die Internetseite, die bis dahin auch Informationen zum Kosovokonflikt enthielt, ist mittlerweile eine Plattform serbischer Propaganda. Selbst private Webseiten scheint Belgrad immer wieder aus dem Verkehr ziehen zu wollen. Die Verfasser kritischer e-mails können vor Verfolgung nicht sicher sein. Die Expertin für elektronische Kampfführung Elisabeth Hausschildt über die Rolle des Internet:
O-Ton: „Das internet ist als Meinungsmacher zunehmend wichtig.  Und sicherlich auch extrem manipulativ. Aber auch so wie andere Medien, wenn wir Falschmeldungen haben in der Zeitung, vielleicht auch gezielte Falschmeldungen, gezielte Propaganda - zweiter Weltkrieg, denken wir nur daran, dann sind solche Dinge nicht auszuschließen, meiner Ansicht nach. Es gibt Mechanismen, wie Plausibilitätskontrollen, einfach zu sehen, woher kommt diese Meldung. Dann im elektronischen Bereich an sich, da gibt es die Möglichkeiten, wie firewalls, passwörter usw. Es kommt auch auf jeden einzelnen an, die Informationen zu hinterfragen, sozusagen nicht so hinzunehmen.“
Sprecherin: Kritischer Umgang mit Informationen setzt voraus, daß man sich darüber im klaren ist, wie leicht Meldungen auch technisch zu manipulieren sind. Im Internet lassen sich Daten verändern. Das heißt:
Die Information, die ein Nutzer am Anfang eingibt, muß am anderen Ende nicht genau so herauskommen. Stefan Wolf vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik:
O-Ton:
„Die Protokolle, die Technik, auf der das internet basiert, ist nicht mit dem Ziel Sicherheit, sondern Verfügbarkeit, Ausfall-sicherheit entwickelt worden. Von daher werden beispielsweise Passwörter, e-mails unverschlüsselt übertragen. Jeder, der physikalischen Zugang zu der Strecke hat, auf der diese Daten gespeichert werden - das sind beispielsweise Mitarbeiter bei internetprovidern, kann diese Daten mithören und muss so Passwörter überhaupt nicht mehr knacken. Er kann sie einfach abhören. „
Sprecherin: Diese Tatsache hat Auswirkungen auf alle Bereiche, in denen das internet eingesetzt wird. Die Mißbrauchsmöglichkeiten sind groß. Datenschützer raten daher jedem Internetbenutzer dazu, selbst persönliche e-mails nur verschlüsselt zu übertragen.
Sprecher: Verschlüsselung ist eine der wenigen Möglichkeiten, Daten vor Manipulation zu schützen. Dennoch beobachten Internetexperten, daß gerade Privatpersonen weiterhin offen kommunizieren. Im Zusammenhang mit dem Kosovokrieg könnte Gleichgültigkeit oder Unwissen jedoch politische Folgen haben. Elisabeth Hausschildt beobachtet...
O-Ton: „... daß man ja auch einfach bestimmte Bilder einspielen und zusammensetzen kann. Daß es bestimmte Bilder zu dem Kriegsgeschehen gibt, von Toten, von Verletzten, von Kindern und Frauen, wo man sich nicht sicher ist, ob diese Bilder elektronisch zusammengesetzt worden sind oder ob sie einen Wahrheitsgehalt haben.“
Sprecher: Seit Beginn der Luftangriffe der NATO im Kosovo ist es Internet-Piraten mehrmals gelungen, in amerikanische Internet-Seiten einzudringen. Informationen der US-Marine, des Weißen Hauses und einer Forschungsseite wurden verfälscht. Rassistische Sprüche und Drohungen hinterließen die Täter auf der Webseite einer kosovo-albanische Exilzeitung. Tatsache ist, daß es Internet-Piraten in der ganzen Welt täglich schaffen, selbst in geschützte Systeme einzudringen. Datenklau und Manipulation von Internetseiten ist Realität.  Elisabeth Hausschildt zieht eine Bilanz, wie die Informationsmöglichkeiten die moderne Kriegsführung verändert haben:
O-Ton: „Zum einen hat es die Kriegführung verändert, die Möglichkeiten der Informationstechnologie und auch eben gerade der Aspekt der Medien: daß man unter einem anderen Druck steht.  Jetzt auch die Tatsache, daß wir in den Kosovo reingegangen sind und daß wir dort aber auch nur einen sogenannten clean war führen. Das hat damit zu tun, weil man erstens den Druck verspürte in den Kosovo hineinzugehen, von außen her, auch von den Bildern her. Die Bevölkerung wollte natürlich auch, daß man dort etwas tut.
Und zum anderen, einen sauberen Krieg jetzt zu führen, hängt auch
damit zusammen, weil es die Bevölkerung jetzt nicht verkraften
könnte, Bilder von eigenen Toten eines Tages auf dem Bildschirm zu
sehen. Also so etwas beeinflußt jetzt einfach eine
Kriegsentscheidung“