Kommunikation und Information im Kosovo-Krieg - ein Teil der Militärmaschinerie
Eine Sendung von Barbara Minderjahn
Redaktion: Gode Japs
Sprecherin: Ilse Strambowski
Sprecher: Jochen Breiter
Sprecherin: Als die serbischen Behörden sich entschlossen, das
Visum für Stephan Israel nicht zu verlängern, brauchten sie keine
Begründung. Die Berichterstattung des Berliner Tagesspiegel-Korrespondenten
paßte ihnen nicht. Innerhalb von wenigen Stunden mußte der
Journalist das Land verlassen. Die serbische Regierung ist an objektiver
Berichterstattung nicht interessiert.
Sprecher: Rund anderthalb Tausend Kilometer entfernt, in Brüssel,
sieht die Medienarbeit anders aus. Jeden Tag informiert Jamie Shea, der
Pressesprecher der NATO, eine ganze Schar internationaler Journalisten
über die neuen Ereignisse im Kosovo. Die westliche Militärallianz
scheint auf Transparenz zu setzen. Allerdings: Nur ein Bruchteil der Informationen,
die die NATO im und über das Krisengebiet sammelt, leitet sie tatsächlich
an die Öffentlichkeit weiter. Auch westliche Militärvertreter
haben zur Informationsfreiheit ein gespaltetenes Verhältnis. Der Leiter
der Abteilung Operationale Planung auf dem NATO-Luftwaffenstützpunkt
in Ramstein, Oberstleutlant Gottlieb Ohl:
O-Ton: „Auf der einen Seite kann es bedeuten, daß jetzt speziell
in Jugoslawien, daß die Öffentlichkeit sieht, was dort wirklich
passiert. Daß auch diese Möglichkeiten genutzt werden
über die Medien auch dem serbischen Volk zu zeigen, was wirklich abgeht
in dieser Region. Und auf der anderen Seite kann es den Truppen von Milosevic
die Möglichkeit geben, sich gegen eine solche Aufklärung zu schützen.
Deswegen ist es zwar gut, daß man so viel wie möglich an die
Medien an Aufklärung gibt, auf der anderen Seite aber immer im Auge
behält, was möchte ich nicht, daß es der Gegner sieht.“
Sprecherin: Diese Haltung in Bezug auf die eigene Informationspolitik
ist verständlich, denn Informationen sind ein Kernstück des Kriegshandwerks.
Ein Beispiel aus der Planung eines Luftangriffes verdeutlicht, wie wichtig
eine gute Datenbasis und sichere Kommunikation ist: Die sogenannten taktischen
Einheiten der Nato auf den Luftwaffenstützpunkten in Italien bekommen
von ihren übergeordneten Einheiten in Belgien täglich neue Einsatzpläne.
Die Piloten erhalten Anweisungen über die Art und Konstellation ihrer
Flüge, sie erfahren genaue Zielkoordinaten und viele weitere Details
des nächsten Angriffes. Die übergeordnete, planende Stelle kennt
neben diesen Details die strategische Bedeutung der Ziele. All diese Informationen
zu beschaffen, ist Gegenstand des militärischen Nachrichtenwesens.
Sprecher: Aufgabe der Fernmeldeeinheiten ist es, die Kommunikation
und die Vernetzung zwischen den einzelnen Kommandoebenen der NATO sicherzustellen.
Fernmelder sind verantwortlich dafür, daß Informationen und
Befehle an den richtigen Ort gelangen. In Kriegszeiten kann diese Aufgabe
überlebenswichtig sein. Denn um die Armee nicht zu einem chaotischen
Haufen verkommen zu lassen, braucht es gezielte Abstimmung. Welche Informationen
wer wann wo erhält, diese Entscheidung läßt sich das Militär
daher nur ungern aus der Hand nehmen. Kommunikation und Information sind
womöglich der empfindlichste Teil der Militärmaschinerie. Gottlieb
Ohl:
O-Ton: „Informationen geben einem möglichen Gegner Auskunft über
das, was man selbst vorhat. Und ein Plan, der dem Gegner bekannt ist, kann,
wenn er richtig benutzt wird, einen sehr großen Schaden bei uns anrichten,
der letztendlich dazu führen kann, daß Menschen zu Schaden kommen,
daß hochwertiges Material vernichtet wird und letztendlich, daß
das gesamte Ziel dieser Operation oder irgendeiner Operation gefährdet
ist.“
Sprecherin: Die Nato schirmt, genau wie jede andere Armee dieser Welt,
ihre Nachrichten ab. Das heißt: Alle wichtigen Informationen sind
als geheim eingestuft. Die Armee muß Informationen vor unberechtigt
Mithörenden schützen. Daher werden geheime Nachrichten nicht
über die normalen Kommunikationssysteme wie Telefon und Fax weitergeleitet.
Sprecher: Befehle oder Einsatzpläne werden durch ein eigenes Vermittlungssystem
an den Soldaten gebracht. Das Internet, das ursprünglich ein solches
internes Kommunikationsnetz war, ist aus Datenschutzgründen mittlerweile
durch ähnliche Computernetze ersetzt worden. Doch damit nicht genug
der Sicherheit: Das Kommunikationssystem innerhalb der Nato ist mehrfach
geschützt. Zwar werden Nachrichten heute vor allem über Satellitenverbindungen
übermittelt. Konventionelle Telefonleitungen bieten im Fall einer
Störung aber eine Alternative. Mehrere Systeme nebeneinander sollen
verhindern, daß die Kommunikation vom Gegner zerstört wird.
Noch einmal Gottlieb Ohl:
O-Ton „Wir haben beispielsweise bei uns in unserem
NATO-Luftwaffengefechtsstand normale Telefonleitungen, d.h. landesübliche
- in Deutschland wäre das die Telekom. Wir haben ein internal Netzwerk
für unsere eigene Arbeit in diesem Gefechtsstand. Wir haben
ein weltweites Netzwerk, wo wir mit anderen Dienststellen verbunden sind.
Und wir haben gleichzeitig noch Kommunikationsleitungen, die sehr gut geschützt
sind, wo wir auch verbal geschützte Informationen kontrollieren und
weitergeben können.“
Sprecherin: Die Nato betreibt großen Aufwand, um die Versorgung
mit wichtigen Informationen zu gewährleisten. Dennoch sind die Infomationen
nicht immer sicher. Ein Beispiel hierfür ist der Faux-Pas im Kosovo,
der beinah zu einer politischen Katastrophe geführt hätte: Der
Angriff auf die chinesische Botschaft in Belgrad war kein technischer Fehler
oder Irrtum. Der US-Verteidigungsministers William Cohen erklärte,
der Grund für den Angriff sei eine Fehlinformation gewesen, die zu
der Auswahl dieses Zieles geführt habe.
Sprecher: Durch falsche Informationen könnte die NATO in eine
militärische oder politische Katastrophe schlittern. Und genau
das kann
das Ziel des Gegners sein: Krieg gewinnen durch das Manipulieren von
Informationen. Seit vielen Jahren beschäftigt sich das amerikanische
Militär mit dem Thema Informationskriegführung. Dieser Bereich
erforscht Mechanismen, mit denen man Informationen fälschen,
zerstören, vorenthalten und schützen kann. Die Expertin für
elektronische Kampfführung am Institut für Strategische Analysen,
Elisabeth Hausschildt:
O-Ton: „Informationskriegführung ist natürlich in jedem Fall
wichtig. Und man nutzt die Möglichkeiten, die man hat. Seit dem Golfkrieg
kann man sagen, daß Informationskriegführung stattfindet. Wenn
wir daran denken, daß die ganzen Waffensysteme mit Elektronik ausgestattet
sind, die Gefechtsführungszentren also command und control, also Beobachtung
und Aufklärung,die alle mit ihren elektronischen Medien arbeiten,
Satellitentechnologie. Und das man eben in dieser Technologie, in
diesem hight-tech erstmal Störungen einbringen kann und damit Krieg
führen kann, durch diese elektronischen Störungen oder gleichzeitig.
Das ist eigentlich das, was man heute mit Informationskriegführung
verbindet. Dazu gehört Propaganda. Aber es ist nicht alles.“
Sprecherin: Die NATO geht beim Thema Informationskriegführung
vor allem von technischen Störungen des Systems aus. Hierbei glauben
die Sicherheitsexperten gut gegen den Feind gewappnet zu sein. Um so erstaunlicher
ist es dann, wenn die Fehlinformation eines Agenten zu einem so schwerwiegenden
Fehler wie bei dem Beschuß der chinesischen Botschaft führen
kann. Auch auf den Umgang mit Fehlinformationen hätte die NATO vorbereitet
sein müssen. Falschmeldungen haben in Kriegszeiten ihren Ursprung
selten bei unwissenden Journalisten. Der chinesische Philosoph und spätere
General Sun Tzu schrieb vor rund zweieinhalb tausend Jahren:
Sprecher: Jede Kriegführung gründet auf Täuschung. Wenn
wir also fähig sind anzugreifen, müssen wir unfähig erscheinen.
Wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir inaktiv erscheinen.
Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, daß
wir weit entfernt sind, wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn
glauben machen, daß wir nahe sind.
Sprecherin: Täuschungen - manchmal als letztes Mittel - um die
Schlacht zu gewinnen. Ende April begann die Nato, Fernsehstationen in Serbien
zu zerstören. Die Bombardierung der Parteizentrale der regierenden
Sozialistischen Partei in Belgrad begründeten Nato-Sprecher damit,
sie sei Ausgangspunkt offizieller Propaganda. Um Slobodan Milosevics Regime
ein Ende zu bereiten, setzt die Nato auf die Zerstörung serbischer
Informationsstrukturen.
Sprecher: Kurze Zeit später ging die westliche Allianz weiter.
In einem offenen Brief in serbischer Sprache rief der britische Außenminister
Robin Cook Anfang Mai die Streitkräfte Jugoslawiens auf, sich von
Milosevic loszusagen. Erst der britische Fliegergeneral David Wilby leistete
sich einen offiziellen Schnitzer als er allzu offenherzig Rundfunk-und
Fernsehsender wegen ihrer Rolle im serbischen Propaganda-Feldzug ein legitimes
Ziel der Nato nannte. Sendeanlagen, so korrigierte Jamie Shea später,
seien nur dann ein Ziel, wenn sie auch der militärischen Kommunikation
dienten.
Sprecherin: Sprachregelungen sind ein beliebtes Mittel, um die Kriegsmoral
zu steuern. Nach Untersuchungen von Sprachwissenschaftlern benutzen Politiker
und Militärs gerade in Deutschland verharmlosende Worte. Luftkampagne
und humanitärer Einsatz statt Krieg, befrieden statt bomben und Systeme
statt Waffen. Krieg - egal ob gerechtfertigt oder nicht - ist brutal.
Doch das passt nicht zum Frieden-Image der Nato. Propaganda gehört
zur Informationskriegführung. Die Aufgabe von Journalisten ist es
allerdings, objektiv zu berichten und Mißstände aufzudecken.
Sprecher: Schon im Irakkrieg wurden Journalisten mit offiziellen Bildern
über einen - wie sich hinterher herausstellte - vermeintlich sauberen
Krieg bombardiert. Seitdem sind viele Kollegen vorsichtiger geworden.
Dennoch verlockt auch jetzt die scheinbare Offenheit der Politiker und
Militärs dazu, den Informationen der Nato blind Glauben zu schenken.
Sprecherin: Nur allmählich findet die Medienlandschaft in den
letzten Wochen zurück zu professioneller journalistischer Skepsis.
Zeitungsmeldungen etwa vom Einsatz sogenannter Splitterbomben brachten
die NATO in Erklärungsnotstand. Gegen militärische Fahrzeuge,
so hieß es später, würden Splitterbomben zwar eingesetzt,
nicht aber gegen Personen. Anti-Personen-Splitterbomben sind nach den internationalen
Konventionen verboten. Angesichts solche Feinheiten ist objektive und genaue
Berichterstattung um so wichtiger. Einige journalistische Grundsätze
erleichtern die Wahrheitsfindung. Der Kommunikationswissenschaftler Michael
Haller schreibt in einem Handbuch für Journalisten:
Sprecher: Als allgemeine Regel gilt: Jedes journalistische Thema basiert
auf überprüfbaren Informationen über Vorgänge und Ereignisse,
deren Gültigkeit als erstes abgeklärt werden muß, um der
Zeitungsenten-Jägerei vorzubeugen. Jede Recherche beginnt also mit
der Überprüfung der Sachverhaltsinformationen, die dem Thema,
Anlaß oder Ereignis zugrundeliegen.
Sprecherin: Allgemein gilt: Informationen müssen mindestens von
zwei unabhängigen Quellen bestätigt werden, um aus journalistischer
Sicht verwertbar zu sein. Genau hierin liegt aber ein wesentliches Problem:
Es gibt kaum noch unabhängige Quellen, die die Lage vor Ort einschätzen
können. Fast alle westlichen Journalisten mußten Jugoslawien
verlassen. Wie also kann man in dieser Situation die Öffentlichkeit
über das informieren, was vor Ort geschieht? Viele Sendeanstalten
greifen auf Bilder zurück, die nicht von Journalisten stammen. Die
Nato beliefert die Medienbranche mit Bildern, Texten, Informationen.
Sprecher: Aus Mangel an unabhängigen Korrespondentenberichten
zeigen deutsche Sender auch Bilder des serbischen Fernsehens. Manchmal
sind es Bilder internationaler Kamerateams, die nur über das serbische
Fernsehen ausgestrahlt werden können. Zum Schutz gegen Propaganda
bleibt hier die Möglichkeit, andere Quellen zur Bestätigung heranzuziehen.
Internationale Diplomaten sind hierbei oft die Mittler, die helfen, zwischen
Propaganda und Wirklichkeit zu unterscheiden.
Sprecherin: Journalisten sind nicht die einzigen, die das Problem der
Quellenlage kennen. Auch das Rote Kreuz ist auf unabhängige Informationen
angewiesen. Aus diesem Grunde sammeln und vergleichen sie Erfahrungsberichte
von Flüchtlingen. Viele dieser Geschichten von unterschiedlichen Personen
ergeben und bestätigen ein Bild. So makaber es wirken mag: Flüchtlinge
sind Beobachter vor Ort. Unabhängig sind allerdings auch sie nicht.
Sprecher: Ähnliches gilt für das Internet. Viele Serben nutzen
das Medium, um weiterhin mit Verwandten und Freunden außerhalb der
Konfliktregion kommunizieren zu können. Menschen, die schon lange
vor dem Eingreifen der Nato geflohen sind, suchen nach Familienangehörigen
und Nachbarn. Exiljugoslawen wollen wissen, ob ihre Häuser zerstört
sind. Die Bilder aus den Nachrichten können nicht genügend Auskunft
geben über das, was täglich geschieht.
Sprecherin: Der Kosovo-Konflikt ist der ersten Krieg, bei dem das Internet
eine wichtige Rolle spielt. Erfahrungsberichte und chat-rooms, in denen
Angehörige nach ihren Verwandten suchen, haben eine ähnliche
Funktion, wie die Arbeit, die das Rote Kreuz verrichtet. Allerdings ist
beim Internet noch weniger Verlaß darauf, daß die Informationen
stimmen.
Sprecher: Seit Beginn des Krieges verstärken die serbischen Behörden
ihre Versuche, sämtliche Informationskanäle zu kontrollieren.
Das Redaktionsbüro des bis dahin unabhängig berichtenden Radio
B 92 wurde bereits in den ersten Tagen nach Kriegsbeginn aufgelöst.
Die Internetseite, die bis dahin auch Informationen zum Kosovokonflikt
enthielt, ist mittlerweile eine Plattform serbischer Propaganda. Selbst
private Webseiten scheint Belgrad immer wieder aus dem Verkehr ziehen zu
wollen. Die Verfasser kritischer e-mails können vor Verfolgung nicht
sicher sein. Die Expertin für elektronische Kampfführung Elisabeth
Hausschildt über die Rolle des Internet:
O-Ton: „Das internet ist als Meinungsmacher zunehmend wichtig.
Und sicherlich auch extrem manipulativ. Aber auch so wie andere Medien,
wenn wir Falschmeldungen haben in der Zeitung, vielleicht auch gezielte
Falschmeldungen, gezielte Propaganda - zweiter Weltkrieg, denken wir nur
daran, dann sind solche Dinge nicht auszuschließen, meiner Ansicht
nach. Es gibt Mechanismen, wie Plausibilitätskontrollen, einfach zu
sehen, woher kommt diese Meldung. Dann im elektronischen Bereich an sich,
da gibt es die Möglichkeiten, wie firewalls, passwörter usw.
Es kommt auch auf jeden einzelnen an, die Informationen zu hinterfragen,
sozusagen nicht so hinzunehmen.“
Sprecherin: Kritischer Umgang mit Informationen setzt voraus, daß
man sich darüber im klaren ist, wie leicht Meldungen auch technisch
zu manipulieren sind. Im Internet lassen sich Daten verändern. Das
heißt:
Die Information, die ein Nutzer am Anfang eingibt, muß am anderen
Ende nicht genau so herauskommen. Stefan Wolf vom Bundesamt für Sicherheit
in der Informationstechnik:
O-Ton:
„Die Protokolle, die Technik, auf der das internet basiert, ist nicht
mit dem Ziel Sicherheit, sondern Verfügbarkeit, Ausfall-sicherheit
entwickelt worden. Von daher werden beispielsweise Passwörter, e-mails
unverschlüsselt übertragen. Jeder, der physikalischen Zugang
zu der Strecke hat, auf der diese Daten gespeichert werden - das sind beispielsweise
Mitarbeiter bei internetprovidern, kann diese Daten mithören und muss
so Passwörter überhaupt nicht mehr knacken. Er kann sie einfach
abhören. „
Sprecherin: Diese Tatsache hat Auswirkungen auf alle Bereiche, in denen
das internet eingesetzt wird. Die Mißbrauchsmöglichkeiten sind
groß. Datenschützer raten daher jedem Internetbenutzer dazu,
selbst persönliche e-mails nur verschlüsselt zu übertragen.
Sprecher: Verschlüsselung ist eine der wenigen Möglichkeiten,
Daten vor Manipulation zu schützen. Dennoch beobachten Internetexperten,
daß gerade Privatpersonen weiterhin offen kommunizieren. Im Zusammenhang
mit dem Kosovokrieg könnte Gleichgültigkeit oder Unwissen jedoch
politische Folgen haben. Elisabeth Hausschildt beobachtet...
O-Ton: „... daß man ja auch einfach bestimmte Bilder einspielen
und zusammensetzen kann. Daß es bestimmte Bilder zu dem Kriegsgeschehen
gibt, von Toten, von Verletzten, von Kindern und Frauen, wo man sich nicht
sicher ist, ob diese Bilder elektronisch zusammengesetzt worden sind oder
ob sie einen Wahrheitsgehalt haben.“
Sprecher: Seit Beginn der Luftangriffe der NATO im Kosovo ist es Internet-Piraten
mehrmals gelungen, in amerikanische Internet-Seiten einzudringen. Informationen
der US-Marine, des Weißen Hauses und einer Forschungsseite wurden
verfälscht. Rassistische Sprüche und Drohungen hinterließen
die Täter auf der Webseite einer kosovo-albanische Exilzeitung. Tatsache
ist, daß es Internet-Piraten in der ganzen Welt täglich schaffen,
selbst in geschützte Systeme einzudringen. Datenklau und Manipulation
von Internetseiten ist Realität. Elisabeth Hausschildt zieht
eine Bilanz, wie die Informationsmöglichkeiten die moderne Kriegsführung
verändert haben:
O-Ton: „Zum einen hat es die Kriegführung verändert, die
Möglichkeiten der Informationstechnologie und auch eben gerade der
Aspekt der Medien: daß man unter einem anderen Druck steht.
Jetzt auch die Tatsache, daß wir in den Kosovo reingegangen sind
und daß wir dort aber auch nur einen sogenannten clean war führen.
Das hat damit zu tun, weil man erstens den Druck verspürte in den
Kosovo hineinzugehen, von außen her, auch von den Bildern her. Die
Bevölkerung wollte natürlich auch, daß man dort etwas tut.
Und zum anderen, einen sauberen Krieg jetzt zu führen, hängt
auch
damit zusammen, weil es die Bevölkerung jetzt nicht verkraften
könnte, Bilder von eigenen Toten eines Tages auf dem Bildschirm
zu
sehen. Also so etwas beeinflußt jetzt einfach eine
Kriegsentscheidung“