Tschechien
 
 

CSSR 68
Völkerrecht  unter Freunden

Erinnert wird in diesen Tagen an den Einmarsch in Prag vor 40 Jahren. Was sind 40 Jahre? Eine lange Zeit? Eine kurze Zeit?  Versetzen wir uns 40 Jahre zurück:  da war vor 30 Jahren ebenfalls ein Einmarsch erfolgt. Am 29.9.38  verrieten Großbritannien und Frankreich ihren verbündeten an Hitlerdeutschland. mit dem sog. Sudetenland verlor  die CSR ein Drittel ihres Staatsgebiets. das war kein Anlaß  zur Hilfe seitens der verbündeten, keineswegs. Als ein halbes Jahr später, am 15.3.39,  die  gesamte Tschecheslowakei besetzt wurde - kamen  denn wenigstens dann die verbündeten ihren verpflichtungen nach? Sogar Polen  eroberte  nebenbei das sog. "Hutschiner Ländchen". Das waren die feinen Freunde der Tschechen und Slowaken. Über  die Greuel des 2. Weltkriegs  mit Leuten wie Heydrich und Frank  schweigen wir hier mal: Tschechen und Slowaken wissen das zumindest noch. 30 Jahre später hatten aber einige  offenbar vergesen, wie "hilfbereit" die westlichen "Freunde" gewesen waren und wer  REAL Prag befreit hatte von den Nazi-Massenmördern. Und nochmals 40 Jahre später gilt diese Vergeßlichkeit erst recht. Heute wird geschwiegen von  1938 oder auch von 1918 - der Geburtsstunde der Unabhängigkeit.
Kein Wort zudem zur Paktbindung. Wer über 68 redend, über  "Sozialismen mit menschlichem Antlitz"  in Zeiten des Kalten Kriegs das Sicherheitsgefüge der jeweiligen Blöcke ignoriert, spricht unredlich. 
Vertuscht werden soll  1938 und die daraus  zu ziehende  Lehre.
WAS KONKRET  machte denn Dubceks Tschechoslowakei "menschlicher" als  die Sozialismen anderer Staaten? Gab es mehr Geld, größere Wohnungen, schnellere Autos? Oder war es  Rockmusik, sexuelle Befreiung, die sog. "Redefreiheit"? Was war es konkret?
Zur Erinnerung: der Warschauer Pakt wurde NACH Gründung der NATO  geschlossen und VOR, lange VOR einer  noch immer nicht erfolgten NATO-Auflösung aufgelöst. es ist die NATO, die damals ihr  vertragsgebiet durch Putsche absicherte, keine Probleme hatte mit faschistischen Diktaturen im NATO-Wertegefüge, es ist die NATO, die sich ausdehnt. Der Warschauer Vertrag hingegen soll sich  nicht  gegen Einfluß von außen sichern - in der Rückschau der Weisen von 2008. 

Geschichte  - ein Riesenrad, gelegentlich mit Stillstand, mit Ausblick -ab und an -, mit Wiederholungen?

Dokument aus dem MAI-Archiv, 40 Jahre alt:
"An die Führung von Staat und Partei!

Die Oberstufe des Gymnasiums Martinum Emsdetten richtet ein Protestschreiben an den Botschafter der Sowjetunion und bittet dazu um Ihre Unterschrift             .
Das Schreiben hat folgenden Wortlaut:

Wir, die Unterzeichnenden, protestieren in aller Schärfe gegen die widerrechtliche Besetzung der CSSR durch Truppen der Sowjet-Union sowie vier weiterer Staaten des Warschauer Paktes. Wir sehen diese Intervention als flagranten Bruch des Völkerrechts. Die begründung für die hinterhältige Überrumpelung ist völlig ungerechtfertigt. Wir verurteilen dieses Vorgehen als einen Akt     imperialistischer Machtpolitik, der den Weg zu einem demokratischen Sozialismus in der CSSR versperrt, die Ost- West- Entspannung erschwert und die Möglichkeit der Annäherung der Systeme auf lange Sicht zerstört. 
Wir sehen durch diesen Schritt sämtliche rechtfertigungen der bisherigen Außenpolitik der Sowjetunion ad absurdum geführt. Wir sind zutiefst enttäuscht, daß die Sowjetunion starkem reformwillen eines Volkes nur brutale Waffengewalt entgegenzusetzen weiß.

V/ir fordern
* den sofortigen abzug sämtlicher Besatzungstruppen aus der CSSR
* die umgehende Freilassung der von der besatzungsmacht Internierten
* die Wiederherstellung der verhältnisse vor der besatzung"

Wem es noch nicht  bekannt ist: die Sowjetunion erfüllte die Forderungen der Oberstufe dieses Gymnasiums nicht. Auch schob sie nicht eine bessere Begründung "für die hinterhältige Überrumpelung" nach. Hart, diese Erkenntnis, daß die "Möglichkeit der Annäherung der Systeme" offenbar  gar nicht gewünscht wurde - daß also die sozialdemokratische Politik des soften rollbacks  keine sowj. Option war.
Der Kampf um die Köpfe der Oberschüler  war voll entbrannt damals. Jung und Langhaarig - das ist der Eindruck eines Italieners auch in Prag.
 

Ein späterer  mutmaßlicher Kriegsverbrecher  studierte zu diesem zeitpunkt Jura und war schon fünf Jahre auf SPD-Karrierekurs.
 

Zu Schröders Äußerungen bzgl. Georgiens.

Schröder weiß über das Völkerrecht genau Bescheid.

(c) Andreas Hauß, September 2008
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.