Der Kandidat wurde von der Kandidatin mit Blick auf einen Regierungswechsel
gezielt und mit einer machttaktischen Meisterleistung ausgesucht.
Der unterlegene Kandidat hatte sich mit Hilfe seiner Bataillone in der eigenen Partei und in der konservativen Presse ein Jahr lang gezielt ins Gespräch gebracht, um für diesen Fall die Kandidatin zu verhindern. Der unterlegene Kandidat hielt sich für geeignet, obwohl er unter dubiosen Umständen vor nicht allzu langer Zeit zwei nicht ganz unwichtige Ämter aufgeben musste: Partei- und Fraktionsvorsitz. Daraus spricht eine bemerkenswerte Achtung vor der stets beschworenen Würde des höchsten Staatsamtes, denn ein Freispruch aus Mangel an Beweisen ist vergleichsweise ehrenvoller. Der Kandidat tut so, als sei die Wahl am 23. Mai nur noch Formsache.
Der Kandidat ist offensichtlich ein Ausbund an Bescheidenheit, Rücksichtnahme, Diplomatie gepaart mit visionärem Blick für das Notwendige und einem ökonomischen Sachverstand, der die gesamte politische Klasse dieses Landes, ja uns alle, wie kleine Würstchen aussehen lässt - so jedenfalls der Alt-Altkanzler. Was letzterer bei diesem Lob vergessen hat, soll hier nachgeholt werden. Erstens ist ökonomischer Sachverstand keine erforderliche Qualifikation für das das Amt des Bundespräsidenten, wäre er vorhanden, allerdings auch kein Hindernis. Zweitens nennt man einen Meister seines Faches, der die Welt außerhalb seiner Denkschule ignoriert, je nach Temperament, einen Ideologen oder einen Fachidioten. Die Welt des Kandidaten ist der Washington Consensus. Drittens hat der Kandidat nicht nur gedacht, sondern innerhalb dieser
Welt an vorderster Stelle gehandelt.
Für die schlichteren Gemüter in den westlichen Industrieländern
hat sich der IWF mit der Aura des selbstlosen Helfers für in Zahlungs-
und Entwicklungsnot geratene Staaten umgeben. An dieser Legende wird bei
den jährlichen G7-Treffen mit besonderer Inbrunst gestrickt. Die Realität
ist dagegen brutal.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Mafia hält sich Killer und Schläger, um ihre Forderungen einzutreiben. Die potenten Privatbanken des Westens halten sich den IWF als ausführendes Organ. Allerdings gibt es zwei substantielle Unterschiede. Erstens verlassen die Mafia-Beauftragten ihre Opfer nach Ausführung
ihres Auftrages wieder.
Der IWF
platziert seine Kontrolleure dagegen dauerhaft an den entscheidenden Stellen
im Regierungsapparat des süchtig gehaltenen Schuldnerstaates.
Niemand in diesem Land sollte sich jemals wieder über zwei andere Schwaben das Maul zerreißen. Ich meine einen ehemaligen Ministerpräsidenten und furchtbaren Juristen, sowie einen inzwischen verstorbenen, schöngeistigen, ehemaligen Bundeskanzler mit NS-Vergangenheit. IWF, Globalisierung, Gen-Mais, Korruption, Türkei und EU-Recht in EINER Geschichte |