Kandidaten 
Der Kandidat wurde von der Kandidatin mit Blick auf einen Regierungswechsel  gezielt und mit einer machttaktischen Meisterleistung ausgesucht. 
Der unterlegene Kandidat hatte sich mit Hilfe seiner Bataillone in der eigenen Partei und in der konservativen Presse ein Jahr lang gezielt ins Gespräch gebracht, um für diesen Fall die Kandidatin zu verhindern. 
Der unterlegene Kandidat hielt sich für geeignet, obwohl er unter dubiosen Umständen vor nicht allzu langer Zeit zwei nicht ganz unwichtige Ämter aufgeben musste: Partei- und Fraktionsvorsitz. Daraus spricht eine bemerkenswerte Achtung vor der stets beschworenen Würde des höchsten Staatsamtes, denn ein Freispruch aus Mangel an Beweisen ist vergleichsweise ehrenvoller.

Der Kandidat tut so, als sei die Wahl am 23. Mai nur noch Formsache. 
Er fühlt sich - mit Unterstützung der Medien und der Vorsitzenden des Ersatzparlaments, Sabine Christiansen, - designiert. Folgerichtig agiert er auch so. Der Kandidat erteilt strenge Noten, liest dem Land und seinen Bürgern die Leviten und schöpft dabei aus seinen reichen Erfahrungen als sparsamer Schwabe und gern gesehener Gast und Berater einer Vielzahl von Staaten, die nach Art der Geschäftsanbahnung in der Drogenszene von Krediten abhängig geworden sind: Der erste Schuss ist im Sonderangebot, beim zweiten und den weiteren liegen die Folterwerkzeuge bereit. Der Kandidatin hat er den Einsatz mit einem großzügigen Bonus bereits jetzt vergütet. Den anderen Kandidaten im Grenzland zu Österreich hat das nicht amüsiert. 

Der Kandidat ist offensichtlich ein Ausbund an Bescheidenheit, Rücksichtnahme, Diplomatie gepaart mit visionärem Blick für das Notwendige und einem ökonomischen Sachverstand, der die gesamte politische Klasse dieses Landes, ja uns alle, wie kleine Würstchen aussehen lässt - so jedenfalls der Alt-Altkanzler. Was letzterer bei diesem Lob vergessen hat, soll hier nachgeholt werden.

Erstens ist ökonomischer Sachverstand keine erforderliche Qualifikation für das das Amt des Bundespräsidenten, wäre er vorhanden, allerdings auch kein Hindernis.

Zweitens nennt man einen Meister seines Faches, der die Welt außerhalb seiner Denkschule ignoriert, je nach Temperament, einen Ideologen oder einen Fachidioten. Die Welt des Kandidaten ist der Washington Consensus. 

Drittens hat der Kandidat nicht nur gedacht, sondern innerhalb dieser Welt an vorderster Stelle gehandelt. 
Der gute Mensch aus dem Schwabenland ist somit kein Schreibtischtäter, wie etwa Milton Friedman, sondern als jahrelanger Chef des Internationalen Währungsfonds, IWF, Hauptverantwortlicher für die katastrophalen Folgen der Politik des größten Finanzdealers der Welt: 
soziales Elend, Hunger, Preisinflation für die Grundbedürfnisse einschließlich Trinkwasser, unbezahlbare Gesundheitskosten für die Armen, horrende Kreditzinsen für einheimische Unternehmen, gnadenlose Öffnung der Märkte für ausländisches Kapital und Dienstleistungen, Kleinbauern werden Lumpenproletarier, Rückzug des Staates aus der Daseinsvorsorge. 
Die Liste ist beliebig verlängerbar. Vor unserer Haustür in Europa erleben wir das alles aus nächster Nähe: in Serbien. Übrigens mit tatkräftiger Unterstützung der EU, deren Finanz- und Wirtschaftspolitiker samt und sonders vom Friedmanvirus befallen sind. Besonders, wenn sie vom Oberstudienrat zum Finanzminister umgeschult wurden. 

Für die schlichteren Gemüter in den westlichen Industrieländern hat sich der IWF mit der Aura des selbstlosen Helfers für in Zahlungs- und Entwicklungsnot geratene Staaten umgeben. An dieser Legende wird bei den jährlichen G7-Treffen mit besonderer Inbrunst gestrickt. Die Realität ist dagegen brutal.
Der durch den horrenden Preisanstieg des Erdöls in den 1970er Jahren rasant gestiegene Kreditbedarf verhalf den sogenannten (Privatbanken-)Clubs von Paris und London zu einer eleganten Art des Recyclings riesiger Dollarmengen, mit dem nachhaltig zu verdienen war. Der Preisanstieg um mehrere hundert Prozent war für die Industriestaaten zu verkraften, für Schwellen- und Entwicklungsländer nicht, sie mussten Geld leihen. Ihre wirtschaftliche Entwicklung ging massiv zurück, ihr Kreditbedarf stieg dagegen weiter. Seitdem gibt es für die Clubs und die Wallstreetbanken nur ein Motto: Neue Kredite werden nur vergeben, wenn dadurch der pünktliche Tilgungs- und Zinsdienst sicher gestellt ist. Und das ist nur dann der Fall, wenn die Schuldner ihr mühsam erwirtschaftetes Geld nicht in sozialen Schnick-Schnack leiten. 

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Mafia hält sich Killer und Schläger, um ihre Forderungen einzutreiben. Die potenten Privatbanken des Westens halten sich den IWF als ausführendes Organ. Allerdings gibt es zwei substantielle Unterschiede.

Erstens verlassen die Mafia-Beauftragten ihre Opfer nach Ausführung ihres Auftrages wieder.
Zweitens zählen ihre Opfer, Tote und Geschädigte, maximal nach Tausenden.

Der IWF platziert seine Kontrolleure dagegen dauerhaft an den entscheidenden Stellen im Regierungsapparat des süchtig gehaltenen Schuldnerstaates.
Und die Opfer seiner Bedingungen gehen in die Millionen, minimal.
Womit wir wieder beim Kandidaten wären. Heiner Geißler nennt die Methoden der ehrenwerten Gesellschaft IWF kriminell. Folgt man seiner Bewertung, wäre der IWF eine kriminelle Vereinigung. 

Niemand in diesem Land sollte sich jemals wieder über zwei andere Schwaben das Maul zerreißen. Ich meine einen ehemaligen Ministerpräsidenten und furchtbaren Juristen, sowie einen inzwischen verstorbenen, schöngeistigen, ehemaligen Bundeskanzler mit NS-Vergangenheit.



 IWF, Globalisierung, Gen-Mais, Korruption, Türkei und EU-Recht in EINER Geschichte 
J.Scholz: Nach 38 Jahren als Berufsoffizier der Luftwaffe nun außenpolitischer Berater. Die letzten sechs Dienstjahre im Bundesministerium der Verteidigung im Stab des Generalinspekteurs. Davor zwölf Jahre in NATO-Gremien, sechs Jahre in NATO-Stäben.
(c)Jochen Scholz, März 2004 c/o medienanalyse-international.de