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Fazit
Jeder mache sich an Hand der genannten
Artikel selber ein Bild, wie „bushkritisch“ die Artikel von Stefan Kornelius
waren. Militärschläge nach 9/11 sowie „Afghanistan destabilisieren“
hielt Herr Kornelius für gute Rezepte. Zum Beginn des Irak-Kriegs
2003: Schweigen (bis 2007). Dann – 2007 – Durchhalteparolen und Kritik
am europäischen „Sich-Wegducken“ vor dem „Post-Saddam-Irak“.
Wer so falsch lag, sollte jetzt zur Wahl
Obamas etwas weniger überschwenglich in seinen Beurteilungen sein
und erst mal abwarten und Tee trinken.Und noch was mißfiel mir extrem
an der US-Wahlberichterstattung der SZ: Selten habe ich etwas so Einseitig-Propagandistisches
in einer Zeitung erlebt. Vielleicht sind das ja einfach neue Sitten und
Gebräuche, die das Ethos des Journalismus, nämlich Objektivität,
nicht mehr beachten.
Sehr verehrter Herr Kornelius, hier ist
ein Zitat für Sie. Peggy Noonan, die „Wall Street Journal“- Kolumnistin
und frühere Redenschreiberin von Reagan schrieb zu dem eben zu Ende
gekommenen Wahlkampf:
„If they (i.e. the media) appear, once
again, as they have in the past, to be people not reporting the battle
but engaged in the battle, if they allow themselves to be tagged by that
old tag, which so tarnished them in the past, they will do more harm to
themsleves than the internet has.”
Zu dieser Aussage könnten Sie doch
mal einen Artikel verfassen lassen – aber nicht von einem Ihrer Reporter
aus der Abteilung Politik. Lassen Sie da einen Philosophen ran.
06.11.2008 15:39:41
Expat: Forts. Recherche im Archiv der
SZ: "Bushkritische" Artikel von Stefan Kornelius?
Wahljahr 2004:
6.2.2004 „Die Ära der Moral“ Nicht
bushkritisch. Generelle Gedanken zur Sicherheitskonferenz in München)
6.2.2004 „Spannungen kommen und gehen“
(Kornelius interviewt Rumsfeld, so zahm wie etwa Larry King auf CNN)
14.4.2004 „Sharons Plan – Bushs Wahl“
(Kritik an Bush, weil er Sharon nicht zur „roadmap verpflichtet)
19.3.2004 „Aus den Fugen geraten“ (Untertitel:
„Krieg gegen Saddam hat das atlantische Bündnis enorm belastet“ Ach
ja?)
23.10.2004 „Der entfesselte Präsident“
(nach meinem Empfinden der erste bushkritische Artikel, in dem deutliche
Worte fallen)
3.11.2004 „Die quälerische Wahl“
(Die Wahl von George Bush aus amerikanischer Sicht. Damit das Problem der
Bushkritik umgangen)
2005
30.8.2005 „Heldentum statt Politik“ (Umweltpolitik
der USA. Milde bushkritisch)
2006
10.11.2006 „Ende der Hybris“ (bushkritisch)
7.12.2006 „Die neue Welt-Unordnung“ (Bushkritischer
Jahresrückblick 2006)
2007
17.4.2007 „Bush und sein Bankchef“ (i.e.
Vorstand der Weltbank Wolfowitz). Milde bushkritisch)
12.7.2007 „Amerikas Rückzug“ (O-Ton
Kornelius: „Autorität von Bush an einem Tiefpunkt angekommen“. Trotzdem
ist Kornelius gegen den „panikartigen Truppenabzug aus dem Irak“ (sic)
und warnt: „Konsequenzen für die Region werden fatal sein“ (sic).Und
weiter: „Niemand sollte schadenfroh auf Bush deuten oder den alten Sprcuh
aus dem Porzellanladen aufsagen“ (sic) Und schließlich: „Zu lange
hat sich Europa vor dem Post-Saddam-Irak weggeduckt“. Ein revelatorischer
Artikel.
2008
10.6.2008 „Bushs letzte Reise. Einmal
Imperium und zurück“ (Bushkritisch – wie der Titel schon sagt).
06.11.2008 15:38:25
Expat: Recherche im Archiv der SZ zur
Frage: „Bushkritische“ Artikel von Stefan Kornelius?
Wahljahr 2000: kein bushkritischer Artikel
2001:
11.9.2001 „Amerika im Krieg“ (O-Ton Kornelius:
„Die vernunftgesteuerte Welt (sic!) muß sich zu einem Feldzug organisieren“)
14.9.2001 „Zeit zum Bekenntnis“ (Kornelius
betont die Beistandspflicht der Nato)
14.9.2001 „Amerikas Antwort“ (Kornelius
spricht sich erneut für einen Militärschlag aus)
14.9.2001 Im Profil: „Donald Rumsfeld“
(O-Ton Kornelius: „Gemessen an Erfahrung und intellektueller Stärke
gäbe es keinen, der besser für diese Aufgabe (i.e. einen Militäreinsatz)
geeignet wäre“)
19.9.2001 „Möge Bush schweigen“ (Kornelius
spricht sich gegen die „tough guy language“ von Bush aus)
8.10.2001“Bin Ladens Krieg“ (Erneut findet
Kornelius, daß Militärschläge „sinnvoll“ sind und meint,
man müsse Afghanistan „destabilisieren“ (sic)!
2002:
11.1.2002 „Vom Terror zum Tagesgeschäft“
(Untertitel: „Das Orakel von Washington hat wieder einmal gehüstelt“.
Herablassender Artikel über Wolfowitz, damit milde bushkritisch)
2003:
???? Beginn des Krieges im Irak. Kein
bushkritischer Artikel!
06.11.2008 11:00:14
Sumpfläufer: @anonym101
Zitat:
"Über Vergangenes lässt sich
leichter urteilen, und da ist mir der Vorwurf an Stefan Kornelius aufgefallen,
er habe erst neulich begonnen, kritisch über die Bush-Administration
zu berichten oder zu kommentieren. Das ist falsch,..."
Das ist in der Tat falsch. Dieser Vorwurf
wurde nicht gemacht. Es ging darum, dass Kornelius von "Antibushisten"
und "Antiamerikanisten" sprach, die es jetzt schwerer haben würden.
Die übliche Diffamierung der Kritiker Bushs oder der US-Politik eben.
Tatsächlich wurden Kritiker in all den Jahren immer wieder mit solchen
Pauschalvorwürfen überzogen, und zwar quer durch alle Medien.
Das schließt keineswegs aus, dass man selbst auch kritisch berichtete,
aber eben immer nur so, dass die "transatlantischen Beziehungen" nicht
allzu sehr strapaziert wurden. Erst ganz zum Schluss wurden einige der
"Fehler" Bushs (die aus seiner Sicht und der seiner Polit- und Finanzfreunde
vermutlich gar keine waren) benannt, allerdings immer noch recht zahm.
Über die 935 Lügen in Sachen Irakkrieg wurde auch in der SZ berichtet.
Aber wo blieben die Kommentare dazu? Wo blieben die Fragen nach der Berechtigung
des "war on terror" und nach den Konsequenzen auch für die Bundeswehr
in Afghanistan? Wer 935mal lügt, dem glaubt man immer noch? Ganz zu
schweigen von der Tatsache, dass bei uns auch gerne die Zahl der toten
amerikanischen Soldaten genannt wird. Wer aber hat nicht nur diese, sondern
vor allem die wohl Hunderttausende irakischer Opfer auf dem Gewissen?
Über Bush wurde immer kritisch berichtet,
richtig. Allerdings hieß es am Anfang immer, man solle ihm eine Chance
geben - zu Recht. Später behandelte man ihn wie einen eben nicht besonders
geliebten Politiker, wobei man auf Kurt Beck wohl deutlich stärker
einprügelte. Am Schluss wurden die Berichte etwas schärfer -
der Neue war ja bereits in Sicht, aber niemals wurden die Kommentare dem
wahren Ausmaß der Bushshen Verbrechen gerecht. Trotz Abu Ghreib,
trotz Guantanamo, trotz des schmutzigen Irakkriegs, trotz Bushs Haltung
zu
drängenden ökologischen Problemen etc. etc. Und Obama ist jetzt
schon der Wundermann, der Messias, der uns alle erlösen wird. Womit
er vermutlich einen Freibrief hat. Sein designierter Vize hat ja bereits
eine "internationale Krise" angekündigt, die den neuen Präsidenten
in weniger als 6 Monaten testen werde:(http://info.kopp-verlag.de/news/joe-bidens-
aufschlussreiche-warnung-vor-der-zukunft.html).
Logisch - Amerika ist auf dem absteigenden Ast, etwas muss geschehen.
05.11.2008 19:03:00
Expat: @anonym 101: Ihr Hinweis
...auf die "bushkritischen" Artikel von
Herrn Kornelius habe ich beachtet und habe dabei nicht wie Sie nur die
beiden letzten Jahre 2007 und 2008 durchgesehen (da befanden wir uns ja
bereits im Wahlkampf), sondern bin früher zurückgegangen, und
da fielen mir schon auf, daß es an eindeutigen Kritiken mangelt und
zwar sogar in der zweiten Amtszeit von Bush, als bereits evident war, was
für ein Desaster dieser Mann für die USA und die Welt war.Jetzt
ist keine Zeit mehr, die einzelnen Artikel aufzuführen, vielleicht
morgen.
05.11.2008 15:56:24
Expat: "Wichtigste politische Handelsware
überhaupt: Hoffnung" (Zitat Kornelius)
Und mit dem Produkt Hoffnung hat sich Obama
auch sehr gut verkauft.Wenn sich das Produkt Hoffnung allerdings als Mogelpackung
der politischen Verpackungsindustrie herausstellen sollte, ist der nächste
Mythos bereits im Entstehen:Man (hier: Stefan Kornelius) bemüht die
Antike und den Herkules. Und wer hätte nicht Verständnis dafür,
wenn Obama auch nur ein Mensch wäre wie Du und ich und kein Herkules...Die
SZ baut bereits vor für die Zukunft ihrer Berichterstattung.
Eine weitere Frage hätte ich an Sie,
Herr Kornelius: Haben Sie den Wandel, der bereits seit vielen Jahren in
den USA stattfindet, verschlafen? Oder wollten Sie auch nur wieder vorbauen
, falls die Wahl (völlig unwahrscheinlich) für McCain ausgefallen
wäre? Dadurch, daß Sie gestern noch einen Schreiber im Sold
der SZ verkünden ließen, die USA seien ein "Land der unbewußten
Rassisten"? Mir scheint, bei Ihnen geht es zu wie beim Wettlauf des Hasen
mit dem Igel. In jeder Lebenslage: ÄTSCH, ICH BIN SCHON DA!
P.S. Wieder einmal machte ich mir die
Etymologie des Wortes "Journalist" klar. Ein Journalist ist nicht anderes
als ein Verkünder einer Tagesmeinung. Leider jedoch meinen Journalisten
(besonders der deutschen Machart) in ihrer Eigenliebe, sie würden
mit ihrer stets wechselnden Tagesmeinung eine Mission erfüllen. Also
bitte, ein bißchen herunter von den großen Worten und sprachlich
eine Nummer kleiner.
05.11.2008 14:25:20
Expat: Aus Bayern für Bayern
Sehr verehrter Herr Kornelius,
eigentlich hätte ich Ihnen auch gerne
ein paar Fragen „live“ gestellt, um eine sofortige persönliche Antwort
von Ihnen zu erhalten. Aber natürlich lebe ich nicht mehr am Nabel
der Welt in München, sondern in New York, wo wir auf Ihre Einsichten
sehr angewiesen wären. Hätten Sie es nicht einrichten können
– mit geringen mathematischen Berechnungen – daß Sie wenigstens vom
Festland-USA aus - durch einen entsprechenden Zeitrahmen - für Ihre
Leser in Amerika erreichbar gewesen wären – wo doch „Außenpolitik“
(aus Ihrer Sicht als Leiter der Außenpolitik-Redaktion) ja fast nur
aus der Politik der USA zu bestehen scheint. (Ich schließe das aus
der Verteilung der von der SZ publizierten Artikel über „außenpolitische“
Themen und stelle, was die SZ angeht, eine „typische“ Faszination der Kolonie
DE mit dem mächtigen Mutterland fest).
Eine dringende Frage stellte ich Ihnen
in anderer Form schon gestern: Weshalb haben Sie denn nicht 8 Jahre lang
Ihren warnenden Zeigefinger in Bezug auf die G.W.Bush-Regierung erhoben?
Waren Sie etwa auch ein „embedded journalist“ eben dieser Regierung?
Nebenbei gesagt: Dem Image der SZ als
(einst?) führende Tageszeitung in DE wäre es äußerst
zuträglich, wenn Sie generell Ihre provinziellen Ladenschlußzeiten
aufgäben und die Online-Kommentarfunktion rund um die Uhr geöffnet
hielten - wie früher einmal.
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