Original-Nachricht --------
Datum: Mon, 04 Jun 2007 19:39:05 +0200 Von: "Jochen Scholz" <scholz-hj@gmx.de> An: marineforum@mov-moh.de CC: seccom.berlin@botschaft-venezuela.de, embavenez.berlin@botschaft-venezuela.de Betreff: Ihr Bericht über die Marine Venezuelas Sehr geehrter Herr Beerbaum, in der Financial Times war am 24. Mai dieses Jahres zu lesen: "US fears over China nuclear weapons" Mein Kommentar dazu war: Ooooooch..... Ähnlich ging es mir bei der Lektüre
Ihres Beitrages. Schon die Überschrift ist irreführend: "..auf
Konfrontation ausgerichteten Staates".
Mit freundlichen Grüßen
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http://www.dradio.de/nachrichten
//2002/04/19/14.html ungekürzt:
Der venezolanische Präsident Chavez hat vor neuen Unruhen in seinem Land gewarnt. Es gebe noch immer Kräfte, die die Gewalt vorantrieben, sagte Chavez in einer Fernsehansprache. Oppositionelle Abgeordnete hatten zuvor dazu aufgerufen, den Präsidenten
wegen Völkermords vor Gericht zu stellen.
- Chavez war vor einer Woche nach Massenprotesten vom Militär zum Rücktritt gezwungen worden, aber nach zwei Tagen wieder an die Staatsspitze zurückgekehrt. |
Was lernen wir hier? Ein Präsident
warnt vor Unruhen, Kräften und Gewalt. Wahrscheinlich weiß es
der Dummeerjan nicht besser und konkreter. Aber (gottseidank!) wir werden
aufgeklärt.
Oppositionelle Abgeordnete stecken dahinter. Und die werfen dem gewählten Präsidenten nichts Geringeres als Völkermord vor. Das ging ja auch durch alle Medien, wie Chavez sein Volk ermordete, nachdem es ihn gewählt hatte (oder war es ein anderes Volk?). Jedenfalls für unseren Menschenfreund Powell ein Grund zu vermitteln. Darin ist der Mann Spitze - siehe Israel-Palästina. Zählen wir zusammen, wen Chavez laut dieser Meldung also als Feind/Gegner hat: 1. Oppositionelle Abgeordnete 2. Völker 3. Massenproteste 4. Militär 5. sich selbst (trat ja zurück) Und nun ist der Mann einfach wieder "zurückgekehrt". Wie macht er das nur? Das Rezept, bitte ...! |
Christoph
Meyer analysierte eine Meldung der taz wie folgt:
"Nach dem Impressum der deutschen Ausgabe der Monde diplomatique zu schliessen, trägt die Taz die verlegerische Verantwortung für diese Ausgabe. Es ist nun sehr interessant, die deutsche und die französische Version des Artikels über den Putsch in Venezuela miteinander zu vergleichen. Der Titel und der Lead haben in den beiden Versionen haben nichts miteinander zu tun und geben dem Artikel eine völlig konträre Tendenz. Hat hier die Taz nachgebessert, um die Dementierung ihrer Venezuela- Berichterstattung durch die MD abzuschwächen? Urteilt selbst." (Es folgen nun die drei Versionen): |
Deutsche Version | Französische Version | - das französische Original: |
Der Herbst des Populisten Hugo Chávez In Miraflores, dem Präsidentenpalast
von Caracas, sitzt Hugo Chávez wieder fest im Sattel, wiewohl die
Opposition weiterhin gegen ihn mobil macht. Der Versuch, den linken Caudillo
zu stürzen, ist an der breiten Unterstützung gescheitert, die
der populäre Präsident in der Bevölkerung genießt.
Hinter dem Umsturzversuch stecken die mächtigen Interessengruppen
der Hochfinanz und der Mittelschicht. Aber auch Teile des Militärs,
auf das sich Chávez fest verlassen zu können glaubte, zeigten
sich mit seinem Regime unzufrieden. Eine undurchsichtige Rolle spielen
offensichtlich die "Bolivarischen Zirkel", die auf Stadtteilbasis
organisierten Unterstützergruppen des Präsidenten.
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(meine Übersetzung)
Hugo Chavez vom Volk gerettet Genügt es, dass eine Minderheit sich zur "Zivilgesellschaft" ernennt, damit sie das Recht erhält, einen demokratisch gewählten Präsidenten zu stürzen? Dies haben in Venezuela die Unternehmerschaft, eine korrupte Gewerkschaft, die Kirche, die Mittelklassen und die Medien geglaubt, die am 11. April mit Hilfe von verbrecherischen Generälen einen Staatsstreich gegen Hugo Chavez verübt haben. Die Regierung von George W. Bush, deren hohe Funktionnäre zivile und militärische Vertreter der künftigen Putschisten empfangen hatten, begrüsste sofort eine Aktion, die sie als Beseitigung eines Politikers ansah, dessen Unabhängigkeit sie verbitterte. Der erste Schritt der spanischen Regierung, die die EU präsidiert, war nicht die Verurteilung dieser Aktionen, sondern die Veröffentlichung – am 12. April von Washington aus – einer gemeinsamen Erklärung mit der amerikanischen Regierung, in der die Putschisten zur Schaffung eines "stabilen demokratischen Rahmens" aufgerufen wurden! Aber sie rechneten mit der Volksbewegung, die, unterstützt durch loyale Soldaten, die legale Ordnung in Caracas wiederhergestellt hat. |
Hugo Chávez sauvé par le peuple Suffit-il à une minorité de se rebaptiser « société civile » pour pouvoir prétendre renverser un président démocratiquement élu? C'est ce qu'ont cru, au Venezuela, le patronat, un syndicat corrompu, l'Eglise, les classes moyennes et les médias, qui, le 11 avril, aidés par des généraux félons, ont perpétré un coup d'Etat contre M. Hugo Chávez. l'administration de M. George W. Bush, dont les hauts fonctionnaires avaient reçu à Washington des délégations des futurs putschistes civils et militaires, a immédiatement salué ce qu'elle croyait être la mise à l'écart d'un dirigeant dont l'indépendance l'ulcérait. le premier geste du gouvernement espagnol, qui préside l'Union européenne, ne fut pas de condamner ces actes, mais de publier, le 12 avril, à partir de Washington, une déclaration commune avec le gouvernement américain, appelant les putchistes à créer «un cadre démocratique stable»! C'était compter sans le raz de marée populaire qui, appuyé par des militaires loyaux, a rétabli la légalité à Caracas. |
Ergänzung durch Christoph Meyer am
20.05.02 11:27
Besten Dank für
den Abdruck. Allerdings sollte für Leute, die die Diplo nicht kennen,
klarer gemacht werden, dass es sich um eine Übersetzung eines Hintergrundartikels
handelt, der durch das bewährte Mittel des Setzens einer tendenziösen
Überschrift und einer ebensolchen Einleitung eine ganz andere Wirkung
auf den Leser ausübt. Hier kommt ein publizistisches Problem hinzu:
Was erwarten die Leser der deutschen Ausgabe der Diplo? Wohl Artikel, die
die Haltung der französischen Zeitschrift wiedergeben. Jede/r wird
der Taz dabei gerne kleine Spielräume einräumen (Platzprobleme
etc.), eine Umkehrung der Tendenz werden aber wohl die meisten äussert
fraglich finden.
Das Thema Solidarität
mit Lateinamerika ist momentan besonders aktuell (EU-Treffen in Madrid):
http://germany.indymedia.org/2002/05/22202.shtml
|
#e
Einen Augenzeugenbericht irischer Filmemacher finden Sie hier
oder
auf deutsch hier einige Infos -daraus entstand bei der Jungen
Welt eine ganze Serie, die lesenswert ist. - bitte über deren Suchfunktion
aufrufen
#e
Medienanalyse der Berichterstattung zu Venezuela
Der Autor dieser Zeilen mag das Land und seine Leute, die gran sabana, den höchsten Wasserfall der Welt, den höchsten mit einer Seilbahn erreichbaren Berg der Welt, so daß man aus dem tropischen Merida in den Schnee der Anden fahren kann,
den auyan tepui und camp ucaima, das Unterqueren des sapito, der mit dem sommerlichen Schaffhausener Rheinfall vergleichbar ist, |
den unvergesslichen* Jungle-Rudy, seinen Hund Toddy und die Tukane, die aus der Hand fraßen, die harpa- Platten auf dem altersschwachen Grammophon, die Gästebücher mit den Widmungen von u.a. Prinz Charles und König Baudouin, die Inseln "Roques" und Tauchgründe, die Colonia Tovar, wo man noch badisch schwätzen kann, das quirlige Caracas, die isla Margarita und ihre Lieder, und die Erkenntnis, dass das Land eines der wenigen ohne Rassismus ist.
*Unvergesslich z.B. folgende
Anekdoten und Überlegungen:
- immer ein Paddel ins Boot
- das beherzigen seine indianischen Angestellten jetzt. Nicht um besser
manövrieren zu können als per Motor, sondern weil die nachts
am Flußstrand liegenden Boote gerne Objekt für Benzindiebe waren.
Schlauch rein angesaugt, und schon hat man Sprit zum Kochen und brennen.
Dann noch fix Wasser nachgeschüttet, dann fällt der Diebstahl
nicht sofort auf. So war ein Junge auf den Strom gefahren - bis ihm der
Motor ausging. Den Wasserfall überlebte er nicht.
- die Buschpiloten von der
Regierung sollten aktiver werden. Im Grenzgebiet zu Brasilien waren Goldsucher
aktiv. Mit ihrem Quecksilber vergifteten sie ganze Flußläufe,
deren Fische - und die Indianer, die davon lebten. Das gab dann schon mal
Feuergefechte mit Toten, wenn die Goldsucher bekämpft wurden. Mit
seinem Renegade fuhren wir zu seiner Landepiste und begrüßten
einen seiner mutigen Freunde.
- wie gegen Brandrodung
vorgehen? Durch höheren Ertrag der schon bestehenden Ackerflächen.
Wie das? Durch Düngung. Dabei jedoch entsteht das Problem, dass der
leichte und recht unfruchtbare Sandboden den Dünger nicht halten kann
bei Regenfällen. Rudy, der Tausendsassa (polyglotter Bankierssohn
aus Amsterdam), bemühte sich in Zusamenarbeit mit einer Düngerfirma
um "eckigen" Dünger, der sich im Gegensatz zu Kügelchen festhakt
im Boden.
Von Rudys
Tod hörte ich durch einen Traveller bei einem abendlichen Bier
in Südostasien. Ich bin froh, Rudy kennengelernt zu haben, seinen
"privaten" Wasserfall, seine Ansichten (teils recht böse auf die damalige
Regierung), lernte von ihm den Indio-Gang (Trippelschritte, Zehen nach
innen, Hacken nach außen), - und habe das alles auch
noch auf Video. Da versucht man gerade, dem Land sowieso, aber auch
dem Rudy ein "Denkmal" zu setzen und findet dann auf einer Website noch
sein digitales Weiterleben vor. Hoffentlich veraltet diese meine Seite
nie so dermaßen wie jene!
(c) Andreas Hauß Mai 2002 http://www.medienanalyse-international.de/index1.html
bzw:
http://www.medienanalyse-international.de/verbloed.html