Chavez -
ein Mann für Venezuela
 
 
Original-Nachricht -------- 
Datum: Mon, 04 Jun 2007 19:39:05 +0200 
Von: "Jochen Scholz" <scholz-hj@gmx.de> 
An: marineforum@mov-moh.de 
CC: seccom.berlin@botschaft-venezuela.de, embavenez.berlin@botschaft-venezuela.de 
Betreff: Ihr Bericht über die Marine Venezuelas 

Sehr geehrter Herr Beerbaum, 

in der Financial Times war am 24. Mai dieses Jahres zu lesen: 

"US fears over China nuclear weapons" 

Mein Kommentar dazu war: Ooooooch..... 

Ähnlich ging es mir bei der Lektüre Ihres Beitrages. Schon die Überschrift ist irreführend: "..auf Konfrontation ausgerichteten Staates". 
Bisher war mir nicht bekannt, dass die Regierung Venezuelas jemals versucht hätte, mit Hilfe des US-Unternehmerverbandes und der drei größten TV-Stationen, CNN, ABC und NBC, den amerikanischen Präsidenten zu sürzen. Aber vielleicht ist mir da etwas entgangen. 
Venezuela gibt 1,2 % seines BIP von rund 170 Mrd. Dollar für Militärisches aus, die USA 4,06% von 13 Billionen Dollar (CIA fact book). Der Entwurf des US-Verteidigungsetats für 2008 sieht weit über 600 Mrd. Dollar vor. 
Also bitte: Lassen Sie die Kirche im Dorf. Wenn hier jemand auf Konfrontation geht, dann sicher nicht das nach dem Newtonschen Prinzip von actio = reactio agierende Venezuela unter Chavez. Fragen Sie doch gelegentlich den ehemaligen Staatssekretär im BMVg, Willy Wimmer, wie er die Lage sieht. Er hält sich regelmäßig im Lande auf und vor allem: Er spricht mit Allen. 
Das "Marineforum" ist unkritischer Lobbyist für den Umbau der Marine zu einer Seestreitmacht, die zur Hochseekriegführung fähig und mit Waffensystemen ausgerüstet ist, die von See auf Land wirken. Mit dem Begriff "Konfrontation" sollten Sie daher sehr zurückhaltend umgehen. 
  
Im Übrigen wird es höchste Zeit, dass sich die lateinamerikanischen Staaten nach dem Vorbild der Europäer zu einer - am Ende - politischen Gemeinschaft zusammenschließen. Und zwar auf gleicher Augenhöhe, ohne einen Hegemon, der einen ganzen Kontinent als sein Eigentum betrachtet. 

Mit freundlichen Grüßen 
Jochen Scholz 
Oberstleutnant a. D.   
-- 

 
http://www.dradio.de/nachrichten
//2002/04/19/14.html

ungekürzt:
 

Der venezolanische Präsident Chavez hat vor neuen Unruhen in seinem Land gewarnt. Es gebe noch immer Kräfte, die die Gewalt vorantrieben, sagte Chavez in einer Fernsehansprache.

Oppositionelle Abgeordnete hatten zuvor dazu aufgerufen, den Präsidenten wegen Völkermords vor Gericht zu stellen.
                US-Außenminister Powell schlug in Washington vor, den Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, Gaviria, als Vermittler nach Venezuela zu entsenden. 

- Chavez war vor einer Woche nach Massenprotesten vom Militär zum Rücktritt gezwungen worden, aber nach zwei Tagen wieder an die Staatsspitze zurückgekehrt.

Was lernen wir hier? Ein Präsident warnt vor Unruhen, Kräften und Gewalt. Wahrscheinlich weiß es der Dummeerjan nicht besser und konkreter. Aber (gottseidank!) wir werden aufgeklärt.
Oppositionelle Abgeordnete stecken dahinter.
Und die werfen dem gewählten Präsidenten nichts Geringeres als Völkermord vor. Das ging ja auch durch alle Medien, wie Chavez sein Volk ermordete, nachdem es ihn gewählt hatte (oder war es ein anderes Volk?). 
Jedenfalls für unseren Menschenfreund Powell ein Grund zu vermitteln. Darin ist der Mann Spitze - siehe Israel-Palästina.
Zählen wir zusammen, wen Chavez laut dieser Meldung also als Feind/Gegner hat:
1. Oppositionelle Abgeordnete
2. Völker
3. Massenproteste
4. Militär
5. sich selbst (trat ja zurück)

Und nun ist der Mann einfach wieder "zurückgekehrt".

Wie macht er das nur? Das Rezept, bitte ...!

Über die seltsame taz-Berichterstattung bzw. LMD (dt. Ausgabe) im Verhältnis zur "Monde diplomatique" (frz.Ausgabe)
Christoph Meyer analysierte eine Meldung der taz wie folgt:
"Nach dem Impressum der deutschen Ausgabe der Monde diplomatique zu schliessen, trägt die Taz die verlegerische Verantwortung für diese Ausgabe. Es ist nun sehr interessant, die deutsche und die französische Version des Artikels über den Putsch in Venezuela miteinander zu vergleichen. Der Titel und der Lead haben in den beiden Versionen haben nichts miteinander zu tun und geben dem Artikel eine völlig konträre Tendenz. Hat hier die Taz nachgebessert, um die Dementierung ihrer Venezuela- Berichterstattung durch die MD abzuschwächen? Urteilt selbst."  (Es folgen nun die drei Versionen):
  Deutsche Version Französische Version das französische Original:

Der Herbst des Populisten Hugo Chávez 
 

In Miraflores, dem Präsidentenpalast von Caracas, sitzt Hugo Chávez wieder fest im Sattel, wiewohl die Opposition weiterhin gegen ihn mobil macht. Der Versuch, den linken Caudillo zu stürzen, ist an der breiten Unterstützung gescheitert, die der populäre Präsident in der Bevölkerung genießt. Hinter dem Umsturzversuch stecken die mächtigen Interessengruppen der Hochfinanz und der Mittelschicht.  Aber auch Teile des Militärs, auf das sich Chávez fest verlassen zu können glaubte, zeigten sich mit seinem Regime unzufrieden. Eine undurchsichtige Rolle spielen offensichtlich die "Bolivarischen  Zirkel", die auf Stadtteilbasis organisierten Unterstützergruppen des Präsidenten. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 (meine Übersetzung) 
Hugo Chavez vom Volk gerettet 

Genügt es, dass eine Minderheit sich zur "Zivilgesellschaft" ernennt, damit sie das Recht erhält, einen demokratisch gewählten Präsidenten zu stürzen? Dies haben in Venezuela die Unternehmerschaft, eine korrupte Gewerkschaft, die Kirche, die Mittelklassen und die Medien geglaubt, die am 11. April mit Hilfe von verbrecherischen Generälen einen Staatsstreich gegen Hugo Chavez verübt haben. Die Regierung von George W. Bush, deren hohe Funktionnäre zivile und militärische Vertreter der  künftigen Putschisten empfangen hatten, begrüsste sofort eine Aktion, die sie als Beseitigung eines Politikers ansah, dessen Unabhängigkeit sie verbitterte. Der erste Schritt der spanischen Regierung, die die EU präsidiert, war nicht die Verurteilung dieser Aktionen, sondern die Veröffentlichung – am 12. April von Washington aus – einer gemeinsamen Erklärung mit der amerikanischen Regierung, in der die Putschisten zur Schaffung eines "stabilen demokratischen Rahmens" aufgerufen wurden! Aber sie rechneten mit der Volksbewegung, die, unterstützt durch loyale Soldaten, die legale Ordnung in Caracas wiederhergestellt hat. 


Hugo Chávez sauvé par le peuple 

Suffit-il à une minorité de se rebaptiser « société civile » pour pouvoir prétendre renverser un président démocratiquement élu? C'est ce qu'ont cru, au Venezuela, le patronat, un syndicat corrompu, l'Eglise, les classes moyennes et les médias, qui, le 11 avril, aidés par des généraux félons, ont perpétré un coup d'Etat contre M. Hugo Chávez. l'administration de M. George W. Bush, dont les hauts fonctionnaires avaient reçu à Washington des délégations des futurs putschistes civils et  militaires, a immédiatement salué ce qu'elle croyait être la mise à l'écart d'un dirigeant dont  l'indépendance l'ulcérait. le premier geste du gouvernement espagnol, qui préside l'Union européenne, ne fut pas de condamner ces actes, mais de publier, le 12 avril, à partir de Washington, une déclaration commune avec le gouvernement américain, appelant les putchistes à créer «un cadre démocratique stable»! C'était compter sans le raz de marée populaire qui, appuyé par des militaires loyaux, a rétabli la légalité à Caracas. 

Ergänzung durch Christoph Meyer am  20.05.02 11:27

     Besten Dank für den Abdruck. Allerdings sollte für Leute, die die Diplo nicht kennen, klarer gemacht werden, dass es sich um eine Übersetzung eines Hintergrundartikels handelt, der durch das bewährte Mittel des Setzens einer tendenziösen Überschrift und einer ebensolchen Einleitung eine ganz andere Wirkung auf den Leser ausübt. Hier kommt ein publizistisches Problem hinzu: Was erwarten die Leser der deutschen Ausgabe der Diplo? Wohl Artikel, die die Haltung der französischen Zeitschrift wiedergeben. Jede/r wird der Taz dabei gerne kleine Spielräume einräumen (Platzprobleme etc.), eine Umkehrung der Tendenz werden aber wohl die meisten äussert fraglich finden. 
     Den Titel muss sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Herbst (= baldiges Ende ) des Populisten Chavez – und dies über zwei Zeitungsseiten. So macht man aus einem historischen Ereignis – der zweiten erfolgreichen Abwehr durch ein lateinamerikanisches Volk eines durch die USA getragenen Putschversuches nach dem Schweinebucht-Abenteuer – die kleine Eskapade eines durchgeknallten Caudillos (ein anderes Lieblingswort der Taz). 

     Das Thema Solidarität mit Lateinamerika ist momentan besonders aktuell (EU-Treffen in Madrid):   http://germany.indymedia.org/2002/05/22202.shtml 
Die taz-Redaktion...      Bernd Pickert
                                                            23.05.02 11:03
    ... hat mit der Bearbeitung der deutschsprachigen Ausgabe der LMD nichts zu tun. Die KollegInnen sitzen zwar mit uns unter einem Dach, alle paar Monate kommt auch mal jemand  von ihnen in die Auslandsredaktion, um nach einem Fachbegriff zu fragen. An der Herstellung der deutschen LMD, die als Beilage in der taz und der Schweizer WOZ erscheint, ist die taz-Redaktion aber nicht beteiligt. 
      Sorry, Christoph Meyer, aber die Mail ist hier nicht angekommen, und in dieses Forum habe ich jetzt erst zufällig reingeschaut. 
      Bernd Pickert, taz-Auslandsredakteur 

 #e Einen Augenzeugenbericht irischer Filmemacher finden Sie hier
 oder auf deutsch hier einige Infos -daraus entstand bei der Jungen Welt eine ganze Serie, die lesenswert ist. - bitte über deren Suchfunktion aufrufen
 #e Medienanalyse der Berichterstattung zu Venezuela

Der Autor dieser Zeilen mag das Land und seine Leute, die gran sabana, den höchsten Wasserfall der Welt, den höchsten mit einer Seilbahn erreichbaren Berg der Welt, so daß man aus dem tropischen Merida in den Schnee der Anden fahren kann,
den auyan tepui und camp ucaima, das Unterqueren des sapito,  der mit dem sommerlichen Schaffhausener Rheinfall vergleichbar ist, 

den unvergesslichen* Jungle-Rudy, seinen Hund Toddy und die Tukane, die aus der Hand fraßen, die harpa- Platten auf dem altersschwachen Grammophon, die Gästebücher mit den Widmungen von u.a. Prinz Charles und König Baudouin,  die Inseln "Roques" und Tauchgründe, die Colonia Tovar, wo man noch badisch schwätzen kann, das quirlige Caracas, die isla Margarita und ihre Lieder, und die Erkenntnis, dass das Land eines der wenigen ohne Rassismus ist.

*Unvergesslich z.B. folgende Anekdoten und Überlegungen:
- immer ein Paddel ins Boot - das beherzigen seine indianischen Angestellten jetzt. Nicht um besser manövrieren zu können als per Motor, sondern weil die nachts am Flußstrand liegenden Boote gerne Objekt für Benzindiebe waren. Schlauch rein angesaugt, und schon hat man Sprit zum Kochen und brennen. Dann noch fix Wasser nachgeschüttet, dann fällt der Diebstahl nicht sofort auf. So war ein Junge auf den Strom gefahren - bis ihm der Motor ausging. Den Wasserfall überlebte er nicht.
- die Buschpiloten von der Regierung sollten aktiver werden. Im Grenzgebiet zu Brasilien waren Goldsucher aktiv. Mit ihrem Quecksilber vergifteten sie ganze Flußläufe, deren Fische - und die Indianer, die davon lebten. Das gab dann schon mal Feuergefechte mit Toten, wenn die Goldsucher bekämpft wurden. Mit seinem Renegade fuhren wir zu seiner Landepiste und begrüßten einen seiner mutigen Freunde.
- wie gegen Brandrodung vorgehen? Durch höheren Ertrag der schon bestehenden Ackerflächen. Wie das? Durch Düngung. Dabei jedoch entsteht das Problem, dass der leichte und recht unfruchtbare Sandboden den Dünger nicht halten kann bei Regenfällen. Rudy, der Tausendsassa (polyglotter Bankierssohn aus Amsterdam), bemühte sich in Zusamenarbeit mit einer Düngerfirma um "eckigen" Dünger, der sich im Gegensatz zu Kügelchen festhakt im Boden.
Von Rudys Tod hörte ich durch einen Traveller bei einem abendlichen Bier in Südostasien. Ich bin froh, Rudy kennengelernt zu haben, seinen "privaten" Wasserfall, seine Ansichten (teils recht böse auf die damalige Regierung), lernte von ihm den Indio-Gang (Trippelschritte, Zehen nach innen, Hacken nach außen),   - und habe das alles auch noch auf Video.  Da versucht man gerade, dem Land sowieso, aber auch dem Rudy ein "Denkmal" zu setzen und findet dann auf einer Website noch sein digitales Weiterleben vor. Hoffentlich veraltet diese meine Seite nie so dermaßen wie jene!


JUNGLE RUDY by Jan Brokken
Rudy Truffino wanted to get out of The Netherlands at an early age. In 1956 he became lost in the
immense savannah and rainforest of the Orinocco in Venezuela which were barely marked on a
map; Pemon Indians rescued him from death by starvation. He learned their language and took
on their life-style. Together with the Austrian Gerti, he moved into a shabby hut; their three
daughters had to fight snakes, spiders and scorpions daily. Helped by the Pemon Indians opened
up an area of 30,000 kilometres that was declared a National Park and which he was asked to
run. He build a camp there, led many scientific expeditions to the Auyun Tepui, and
accompanied many (royalty and celebrities amongst them) to the longest waterfall in the world,
the Angel Falls. His name echoed for decades through the South American rainforest, like a magic
word. Mysterious too, because who really was he? His name already read like the title of a novel;
'Jungle Rudy'. Only someone needed to write it. That is what author Jan Brokken did. It became a
fascinating jungle-epic. Rights sold to: Hanser/Zolsnay (THE BLIND PASSANGERS, DE DROEVIGE
KAMPIOEN, JUNGLE RUDY); Lonely Planet Journeys Australia (THE RAINBIRD); Alba Editorial Spain
(THE RAINBIRD)

(c) Andreas Hauß Mai 2002 http://www.medienanalyse-international.de/index1.html bzw:
http://www.medienanalyse-international.de/verbloed.html